Hörstolperstein Leopold Stein , Erfurt

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Hörstolpersteine
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Produktion: Radio F.R.E.I., Erfurt

„Geliebte Kinder, Euch, liebste Kinder und Marta sowie allen Lieben ein Lebewohl. In wenigen Stunden reisen wir. Gott beschütze Euch und uns. Hoffentlich sehen wir uns wieder. In inniger Liebe, Vati und Mutti“

Rot Kreuz Brief des Ehepaars Stein an ihre Tochter Ruth, geschrieben am 2. März 1943 kurz vor ihrer Deportation

Am 2. März 1943 traten das Ehepaar Elly und Leopold Stein mit nur leichtem Hand-gepäck ihre „Reise“ in Erfurt an. Mit ihnen stiegen noch fünf weitere Personen in den von Paderborn über Hannover kommenden Zug, der aus einer langen Reihe gedeckter Güterwagen bestand, ein. Zu essen oder zu trinken bekamen sie wie die anderen etwa 50 Mitreisenden in ihrem Waggon während der ganzen Fahrt – nichts.

Leopold Stein lebte seit 1912 mit seiner Frau Elly und den Töchtern Ruth und Lotte-Cäcilie in Bleicherode. Er war Lehrer an der örtlichen Mittelschule, in der jüdischen Gemeinde – Kantor und Prediger. Mit in Kraft treten des „Gesetzes zur Wiedererstellung des Beamtentums“ vom 7. April 1933 mussten alle im Beamtenstatus befindlichen Personen einen sogenannten Ariernachweis erbringen und Leopold Stein wurde als Jude nach §3 Absatz 1 dieses Gesetzes als „Beamter nicht arischer Herkunft“ in den Ruhestand versetzt. Am 31. Oktober 1933 übersiedelte die Familie nach Erfurt, wo eine Tante, sowie eine Cousine und ein Cousin Leopold Steins lebten. In Erfurt betätigte er sich zunächst als Kaufmann und gab Sprachkurse. Die Familie trat der jüdischen Gemeinde bei und Leopold Stein wurde in die Repräsentantenversammlung der Synagoge gewählt. Mit dem Verbot des Besuches öffentlicher Schulen für jüdische Kinder vom 15. November 1938 musste die jüdische Gemeinde die Organisation des Unterrichts übernehmen und Leopold Stein erhielt am 31. Dezember 1939 die Erlaubnis in einem Raum in der Victoriastr. 16 eine private jüdische Volksschule zu errichten. Hier lebte und unterrichtete er bis 1942.

Von Erfurt ging es weiter Richtung Osten. Bei seinem letzen Halt am Güterbahnhof Dresden-Neustadt wurden 6 bereitstehende Viehwagen angehangen, in die, die etwa 300 Insassen des nur Stunden zuvor aufgelösten Lagers Hellerberg verfrachtet wurden. Nach mehrstündigem Aufenthalt setzte der Transport in den frühen Abendstunden des 2. März seine Fahrt fort. Ein Überlebender berichtete später, das der Zug, der bis dahin quer durch Deutschland gefahren war,  mit jedem Aufenthalt länger und länger wurde, bis er schließlich mehr als 30 Waggons umfasste. Während der Fahrt ab Dresden wurden die verschlossenen Güterwagen nur noch einmal bei einem kurzen Halt zum Auswechseln der für die Notdurft bestimmten Kübel geöffnet. Am Abend des 3. März 1943 kam der Zug, als einer von zwei registrierten Transporten an diesem Tag in Auschwitz Birkenau an. Bewacht von SS und angestrahlt von gleißendem Scheinwerferlicht, wurden die Insassen gezwungen sich auf der Rampe aufzustellen, Männer getrennt von Frauen und Kindern. SS-Ärzte selektierten Kinder, ältere Menschen beiderlei Geschlechts und die Mehrzahl der Frauen zur sofortigen Vergasung.

Von den mehr als 1500 Menschen des Transports wurden 145 Frauen und 535 Männer als arbeitsfähig angesehen. Die Frauen wurden unter den Nummern von 36935 bis 37079, die Männer unter den Nummern von 104890 bis 105424 als Häftlinge registriert. Nur 680 Frauen und Männer hatten die erste Selektion überstanden und wurden als Arbeitssklaven ins Lager eingewiesen.

Das Ehepaar Stein gehörte nicht dazu.

Elly und Leopold Stein. 

Letzte bekannte Adresse am 02.März 1943 Herderstr. 24a in Erfurt 

Am 3. März auf der Rampe im Vernichtungslager Auschwitz Birkenau zur Vernichtung selektiert.

Eingeäschert in einem -kontinuierlich arbeitenden Leichenverbrennungsofen für den Massenbetrieb- entwickelt von der Firma Topf und Söhne in Erfurt.

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