Schräg, morbide und kein bisschen leise: Das Schweizer Quartett verweigert auch nach über 25 Jahren im Musikgeschäft das Etikett «altersmilde» und wartet auf seinem neuen Album mit kleinen… |
… und größeren Hintersinnigkeiten über Frühstückseier und Identitätssuche auf.Les Reines Prochaines wollen Blut fließen sehen. Ganz gewaltfrei, versteht sich. Die Schweizer Musik- und Performanceband, die sich in den 1980er Jahren im Fahrwasser der Jugend- und Frauenbewegung formierte und zuletzt mit ihrer 2005er LP Starke Kränze von sich hören ließ, bedient sich auf ihrem neuen Album «Blut» aus dem Giftschränkchen des Alltags und vermischt den warmen Lebenssaft mit einem Quäntchen Arsen.Auch nach einer über 25-jährigen Karriere und Erfolgen als Musikerinnen sowie Performance– und Konzeptkünstlerinnen setzen sich die in Basel lebenden und arbeitenden Frauen musikalisch zwischen alle Stühle und brechen mit gängigen Erwartungen an ein konventionelles Album: Nicht nur siebzehn neue Songs, sondern auch vier Wortstücke erwarten das experimentierfreudige Publikum. In bekannter Manier wird dabei zum stilistischen Rundumschlag ausgeholt: Indeutscher, englischer und spanischer Sprache, mal spärlich instrumentalisiert, mal mit vollem BläserInnen-, Zupf- und StreicherInneneinsatz, bisweilen chansonesk, dann wieder Balkan-affin oder im Stil Kurt Weills erzählen die «zukünftigen Königinnen» ihre Geschichten.
Wer der Sinn nach musikalischer «Berieselung» steht, die sei vorgewarnt: Leicht verdaulich ist das nicht. Zu radikal und kontrovers, zu hintersinnig und morbide servieren Les Reines Prochaines ihre Kreationen, um vom Mainstream weggespült zu werden. Die Fans der exzentrischen Damen wird es nicht stören, schließlich ist die Grenzüberschreitung – musikalisch wie thematisch – bei den ungekrönten Adelsdamen Programm. Das Bekenntnis zur Eigenwilligkeit liefern die vier Künstlerinnen auf ihrem neuesten Gemeinschaftswerk in schönster Weise: «Drum ist es Zeit, das Ego abzustreifen/öffnet euren Reißverschluss – zeigt euer Herz/Lasst uns in anderen Kategorien denken/begrüßt die reine Gelassenheit.» Les Reines Prochaines |