Am 16. und 17. Jänner fand im Posthof ein Symposion mit dem Titel „Feministische Perspektiven. Standortbestimmungen und Zukunftsvisionen“ statt. Das Symposion wurde veranstaltet von FIFTITU% – Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur in OÖ und dem Posthof. Es versammelte aktuelle Positionen, die eine Vielfalt feministischen Denkens sichtbar machen und anregen, die Grenzen des eigenen Denkens zu überschreiten.
In der heutigen Ausgabe von Kultur- und Bildung Spezial hören wir einen Mitschnitt vom ersten Tag des Symposions „Feministische Perspektiven. Standortbestimmungen und Zukunftsvisionen“. Am 16. Jänner gab es drei Impulsreferate von drei ReferentInnen: Sibylle Hamann, Julya Rabinowich und Sonja Eismann. Moderiert hat Beate Hausbichler.
Sibylle Hamann mit ihrem Referat: Saubere Dienste. Ein Report. Sibylle Hamann sprach über Privatsphäre in Beziehung zu Arbeit bzw. „Dienstleisterinnen“ … Sie putzen das Klo, versorgen das Kind und wickeln die Oma – niemanden lassen wir so umstandslos in unsere tabuisierte Privatsphäre eindringen wie unsere Putzfrau, den Babysitter, die Pflegerin. Wer sind diese „Dienstleisterinnen“, denen wir unsere Schlüssel anvertrauen, woher kommen sie, wie leben sie? Beleuchtungen einer Branche, ohne die unsere Gesellschaft nicht bestehen kann. Sibylle Hamann blickt hinter verschlossene Türen, besucht zurückgelassene Kinder und trifft auf eine Welt voller Lügen und Scham. Um sich noch besser einfühlen zu können, startete sie einen Selbstversuch und ging unter falscher Identität putzen.
Julya Rabinowich mit ihrem Referat: Kavaliersdelikt und Gebrauchsobjekt oder die Enteignung. Über die Bedeutung des weiblichen Körpers als Gebrauchsobjekt und die Opfertäterumkehr anhand des Salzburger Fußfesselfalles, des Falles Priklopil und des Falles Fritzl. Julya Rabinowich sprach über den vermeintlichen Ratschlag, das Opfer solle sich mit dem Täter aussprechen. Der Umgang der Öffentlichkeit mit Natascha Kampusch stellt für sie ein weiteres bedenkliches Bild der sogenannten Opferrolle dar.
Sonja Eismann mit ihrem Referat: Feminismus als Erneuerungsideologie des Kapitalismus? Über neue Mainstream-Artikulationen eines „Erfolgsfeminismus“ und diesbezügliche Widerstandspotentiale. Sonja Eismann hat über „Rolemodels“ und erfolgreiche Frauen im neoliberalem Wirtschaftssystem gesprochen. Was kann eine feministische Debatte dieser Version von „Feminismus als kapitalistischer Erneuerungsideologie“ entgegensetzen? Wie ist es möglich, sich diesen Vereinnahmungen nicht nur zu entziehen, sondern aktiv an ihrer Demontage mitzuwirken?
„Feministische Perspektiven. Standortbestimmungen und Zukunftsvisionen“ – ein Projekt von Posthof und FIFTITU% – Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur in OÖ in Zusammenarbeit mit der Arbeiterkammer OÖ – Abteilung Kultur.
Musik: CC
Beitragsgestaltung: Jerneja Zavec