Sexarbeit ist ein vielschichtiges Handlungs- und Wissensfeld, das zugleich von vielfältigen Ambivalenzen und moralischen Imperativen im Alltag und in der Wissenschaft durchzogen ist. So wird Sexarbeit einerseits als Ausbeutung, Sexsklaverei, Menschen- und Frauenhandel und andererseits als legitime Arbeit bzw. als bezahlte sexuelle Dienstleistung verstanden. In diesen Diskursen kommen Sexarbeitende selbst jedoch nur selten zu Wort. In der Regel spricht mensch über sie und oft wird im Zuge dieser Gespräche jegliche Selbstbestimmung negiert. Die hegemonialen Debatten verzerren reale Verhältnisse und blenden die strukturellen Bedingungen aus, die dazu führen, dass nach wie vor überwiegend Frauen bzw. Migrantinnen in die Sexarbeit einsteigen.
Maritza Le Breton, die Autorin der Studie „Sexarbeit als transnationale Zone der Prekarität“, hat am 24. April auf der FH in Linz innerhalb einer Public Lecture die Lebens- und Arbeitskonstellationen von befragten Sexarbeiterinnen beleuchtet und dabei Gewalterfahrungen und Handlungskapazitäten veranschaulicht.
Maritza Le Breton ist 1960 in Südchile geboren, wo sie an der Universidad Austral de Chile das Studium der Sozialanthropologie absolvierte. 1982 übersiedelte sie in die Schweiz. Sie studierte Sozialarbeit, Soziologie und Ethnologie an der Universität Freiburg und promovierte an der Universität Zürich im Fach Erziehungswissenschaften. Von 1992 bis Anfang 2001 war sie verantwortlich für Grundlagen- und Öffentlichkeitsarbeit in der Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration in Zürich. Seit 2001 ist sie Professorin an der Hochschule für Soziale Arbeit der Fachhochschule Nordwestschweiz, wo sie insbesondere in der Lehre im Bachelor- und Master-Studium sowie in der Forschung tätig ist.
Ihre Forschungsschwerpunkte sind Gender, Soziale Arbeit, Frauenhandel, Sexarbeit, Soziale Ungleichheiten, Gesellschaftliche Beziehungsprozesse und vieles mehr.
Die Public Lecture wurde von maiz in Kooperation mit dem Masterstudiengang Soziale Arbeit organisiert.
Sarah Praschak war vor Ort.