Neue Musik, Synthesizer, Klassik & Oper – Steven Scheschareg meets Max Brand

Podcast
Music Across
  • 07 Steven Scheschareg meets Max Brand
    57:01
audio
56:57 min.
Rachel Z  – „Sensual“ – Ein Vorgeschmack auf den Wien-Besuch der Jazz-Pianistin
audio
56:57 min.
Michael Frank – Ein Leben für die Liedermacherei
audio
56:57 min.
4 Sätze zum Industrieviertel – TRIO Wolfgang Bankl, Andreas Pirringer, Hannes Winkler
audio
56:57 min.
Alexander Kukelka – Aufruf zur höchsten Schau
audio
56:57 min.
Zappa spielt für Bach – Napoleon Murphy Brock und das HH Jazz Trio
audio
56:57 min.
Eva Billisich und Pfarrkaffee – Singan wia der Schnabl gwachsn is
audio
56:57 min.
Der Klang des Mülls – Götz Bury und Little Roses Kindergarten im DRZ
audio
56:57 min.
Blindbeat aus Wien – Der Name ist Programm
audio
56:57 min.
Scott Henderson – Der Fusion-Gitarrist im Interview
audio
56:57 min.
Zappanale 2023 – #4 – Paul Green, Bobby Rausch, Fred Händl, The Furious Bongos, Radz

7. Sendung (Erstausstrahlung: 23. September 2015 bei ORANGE 94.0)

Neue Musik, Synthesizer, Klassik & Oper – Steven Scheschareg meets Max Brand

Obwohl fast in Vergessenheit geraten, gehört Max Brand zu den bedeutenden österreichischen Musikern des 20. Jahrhunderts vor allem aufgrund seiner Pionierarbeiten auf dem Gebiet der elektronischen Musik. Max Brand wurde am 26. April 1896 in Lemberg in Galizien in der österreich-ungarischen Monarchie geboren. 1907 zog die Familie nach Wien und nach seinem Dienst in der k.u.k. Armee im Ersten Weltkrieg wurde er 1918 Schüler vom Komponisten Franz Schreker am Konservatorium der Stadt Wien. Bereits in jungen Jahren war Max Brand ein angesehener Komponist. Der Höhepunkt seiner Karriere war die Zeitoper „Maschinist Hopkins“, die ein Kassenschlager war, und vom Allgemeinen Deutschen Musikverein als beste Oper des Jahres 1929 ausgezeichnet wurde. Max Brand war auch von Arnold Schönberg sehr beeindruckt und hat auch selbst Stücke in der Zwölftontechnik komponiert. Als visionär kann sein Artikel aus dem Jahre 1926 „Mechanische Musik und das Problem der Oper“, wo er über die bewegte, sich ständig verändernde Bühne spricht, angesehen werden. Er formuliert darin die Grundidee, dass „einer wichtigen musikalischen Linie eine ebenso wichtige Materialbewegung auf der Bühne entsprechen müsste.“ Ein sehr visionärer Gedanke in Richtung Visualisierung von Musik lange vor der Zeit von Fernsehen und Musik-Videoclips. 1938 musste der Jude Max Brand auf Umweg über Brasilien in die USA emigrieren. Er konnte dort an die großen Erfolge in Europa nicht anknüpfen und hat sich ab Mitte der Fünfziger-Jahre ausschließlich der elektronischen Musik zugewandt. Brand hatte sogar den Plan eine elektronische Oper zu schreiben, wozu es aber nicht kam, weil seine Ideen nicht die notwendige Unterstützung gefunden haben. Zeit seines Lebens hatte Max Brand die Vision Musik mit Maschinen zu produzieren, um von der „Unpräzision“ und „Unzulänglichkeit des Menschen“ in der Ausführung unabhängig zu werden, wie er selbst in einem Artikel im Jahre 1926 sagt. Brand hat bei seinen Arbeiten auf dem Gebiet der elektronischen Musik unter anderem mit dem Synthesizerpionier Robert Moog und dem „Studio für elektronische Musik“ in Köln zusammengearbeitet. 1975 ist Max Brand wieder nach Österreich zurückgekehrt, wo er in Langenzersdorf bei Wien in mühevoller Kleinarbeit sein elektronisches Studio, welches unter der Übersiedlung sehr gelitten hatte, wieder aufgebaut hat. Erst 1979 nur 1 Jahr vor seinem Tod war alles wieder hergestellt. Das originale Tonstudio mit dem noch funktionierenden „Max Brand Synthesizer“ oder „Moogtonium“, der von Robert Moog Anfang der Sechziger Jahre für Max Brand gebaut wurde, kann übrigens im Max Brand Archiv des Langenzersdorf Museums unter der Leitung von Dr. Helmuth Schwarzjirg, dem Erben und Rechtsnachfolger des Nachlasses von Max Brand, besichtigt werden. 1980 starb Max Brand von der Öffentlichkeit fast unbemerkt in Langenzersdorf, aber dieser bedeutende österreichische Komponist und sein Werk wird heute durch das Max Brand Ensemble der INÖK, also der Interessengemeinschaft Niederösterreichische Komponisten und Komponistinnen, unter der künstlerischen Leitung von Richard Graf gewürdigt. Gast in der heutigen Sendung ist der Bariton Steven Scheschareg, der durch die Faszination an der Oper „Maschinist Hopkins“ auf Max Brand aufmerksam wurde, und im Zuge seiner eingehenden Beschäftigung mit diesem Komponisten auch mehr oder weniger zufällig auf das Max Brand Ensemble gestoßen ist. Und daraus hat sich dann auch eine Zusammenarbeit ergeben. Beim Konzert des Max Brand Ensembles im April 2015 im Langenzersdorf Museum hat Steven Scheschareg Lieder von Max Brand und seinem Lehrer Franz Schreker gesungen und nach diesem Konzert auch ein Interview gegeben. Steven Scheschareg, dessen Eltern ebenfalls aus Österreich fliehen mussten, ist in New York geboren, dort aufgewachsen, und lebt jetzt in Wien. Er ist nicht nur ein begehrter Interpret für Neue Musik, sondern er hat ein sehr beachtliches Repertoire durch verschiedene Genres vorzuweisen, ist durch eine eindrucksvolle internationale Konzerttätigkeit bekannt, und auch Träger des George London Preises der Wiener Staatsoper. Im Interview spricht er darüber, was für ihn, trotz seines Erfolges in klassischen Opernrollen, den Reiz der Neuen Musik ausmacht. Zu hören wird das Max Brand Ensemble unter anderem wieder sein am 17. Oktober 2015 beim „Austrian Composers Day“ an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien featuring Michael Mantler, am 23. Oktober bei den Tagen der Neuen Musik im Essl Museum in Klosterneuburg, und gemeinsam mit Steven Scheschareg wieder am 29. Oktober 2015 im Schönberg-Haus in Mödling.

Musikbeispiele:

1)
Annegret Bauerle (Flöte), Lisa Gonnella (Klavier), Peca für Flöte und Klavier (Max Brand), Live-Mitschnitt im Langenzersdorf Museum am 25. April 2015, Aufnahme: Gernot Friedbacher, mit freundlicher Unterstützung der Interessengemeinschaft Niederösterreichische KomponistInnen – www.inoek.at

2)
Chor der Neuen Oper Wien, Steven Scheschareg in der Rolle des „Hopkins“ (Bariton), Mitglieder des Radiosymphonieorchesters Bratislava, Musikalische Leitung: Walter Kobéra, 6. Bild – 2. Akt – Maschinist Hopkins (Max Brand), Neue Oper Wien 1997

3)
Steven Scheschareg (Bariton), Margit Haider-Dechant (Klavier), On the Day of Victory (Max Brand), Apollon Musikoffizin Austria 2010

4)
Steven Scheschareg (Bariton), Lisa Gonnella (Klavier), Im Lenz (Franz Schreker), Live-Mitschnitt im Langenzersdorf Museum am 25. April 2015, Aufnahme: Gernot Friedbacher, mit freundlicher Unterstützung der Interessengemeinschaft Niederösterreichische KomponistInnen – www.inoek.at

5)
Steven Scheschareg (Bariton), Clemens Salesny (Bassklarinette), Lisa Gonnella (Klavier), Chamber Music für Bass, Bassklarinette und Klavier (Julia Purgina), Live-Mitschnitt im Langenzersdorf Museum am 25. April 2015, Aufnahme: Gernot Friedbacher, mit freundlicher Unterstützung der Interessengemeinschaft Niederösterreichische KomponistInnen – www.inoek.at

6)
Steven Scheschareg (Bariton), Margit Haider-Dechant (Klavier), Love, I must say Goodbye (Alexander Zemlinsky), Apollon Musikoffizin Austria 2010

7)
Steven Scheschareg (Bariton), Lisa Gonnella (Klavier), Reich’ mir zum Abschied noch einmal die Hände aus Victoria und ihr Husar (Paul Abraham), Live-Mitschnitt in der Klosterkirche der Kreuzschwestern, Wien am 19. Juni 2014, Aufnahme: Markus Sauschlager

8)
Steven Scheschareg (Bariton), Margarete Babinsky (Klavier), I bought me a cat (Aaron Copland), Re Nova Classics 1999

9)
Max Brand, Die Astronauten (Max Brand), rec. 1962, Classic Amadeo 1988

10)
Max Brand Ensemble, Remix & Improvisation (Max Brand Ensemble), Live-Mitschnitt im Langenzersdorf Museum am 25. April 2015, Aufnahme: Gernot Friedbacher, mit freundlicher Unterstützung der Interessengemeinschaft Niederösterreichische KomponistInnen – www.inoek.at

Gestaltung, Am Mikrofon, Tontechnik & Produktion: Gernot Friedbacher

Lascia un commento