Zwangsarbeit im Nationalsozialismus
Im Museum Arbeitswelt in Steyr wird aktuell die Ausstellung Zwangsarbeit im Nationalsozialismus gezeigt. Für Radio FRO haben wir eine Führung mitgemacht und aufgezeichnet, um euch einen Eindruck über dieses bedrückende und lange vernachlässigte Stück Zeitgeschichte zu geben. Vertiefend zu den Höreindrücken des Ausstellungsrundgangs haben wir die pädagogischen Vermittler Stephan Rosinger und Robert Hummer vom Museum Arbeitswelt ins Studio eingeladen.
Seit Mitte Mai läuft im Museum Arbeitswelt Steyr die Ausstellung Zwangsarbeit im Nationalsozialismus. 70 Jahre nach Kriegsende wird in dieser internationalen Wanderausstellung zum ersten Mal in systematischer Weise die Rolle und Funktion von Zwangsarbeit unter nationalsozialistischer Herrschaft aufbereitet. Dabei stehen die vielen Einzelschicksale und Biografien von ZwangsarbeiterInnen aus fast ganz Europa im Mittelpunkt der Ausstellung. Mehr als 20 Millionen Menschen wurden gezwungen unter widrigsten Bedingungen im deutschen Reich und in den besetzten Gebieten für die Rüstung, in der Landwirtschaft oder bei großen Infrastrukturbauten zu arbeiten. Die Verschleppung, Ausbeutung und Vernichtung von Menschen durch Arbeit war ideologisches und politisches Programm der Nationalsozialisten.
In der heutigen Sendung beleuchten wir die Anfänge bzw. die Aufbereitung des Nährbodens für die gesellschaftliche Normalisierung von Zwangsarbeit. Zudem wollen wir mit unseren Studiogästen vom Museum Arbeitswelt den regionalen Bezug der Ausstellung thematisieren und nach den Handlungsspielräumen der ansässigen Bevölkerung im Raum Steyr bzw. in Oberösterreich fragen.
Das Museum Arbeitswelt hat sich mit diversen Projekten zum Schwerpunkt gesetzt, die Geschichte der NS Zwangsarbeit fundiert darzulegen und zu vermitteln. Aufgrund der späten Anerkennung von ZwangsarbeiterInnen als eigene Opfergruppe des Nazi Terrors, stellt sich die Frage, warum die Erinnerungsarbeit und der Weg zur politischen und materiellen Anerkennung sehr mühsam und von vielen Widerständen geprägt ist.
Schließlich wollen wir mit Robert Hummer und Stephan Rosinger auch eine Brücke zur Gegenwart schlagen. Phänomene der Ausgrenzung und der Gewöhnung an Unrechtszustände sind auch in der Gegenwart an der Tagesordnung. Was also braucht es, um die Frage nach der Gesellschaftsform, in der wir leben wollen, lebendig zu halten? Welchen Beitrag kann eine Institution wie das Museum Arbeitswelt, das sich einem breiten Bildungsverständnis verschrieben hat, zu diesen großen Fragen leisten?
Die Ausstellung kann noch bis zum 18. Dezember 2016 im Museum Arbeitswelt in Steyr besucht werden. Zur Ausstellung gibt es auch ein umfassendes Begleitprogramm, das in Steyr, Linz und Wien bis Jahresende stattfindet: http://www.ausstellung-zwangsarbeit.org/664/
Links:
http://www.ausstellung-zwangsarbeit.org/
http://die-offene-gesellschaft.de/
Außerdem im Programm der Wochenrückblick des Infomagazin FROzine, gestaltet von Sandra Hochholzer
Moderation: Daniela Schopf und Stefan Greinöcker