101. radio%attac, 10.01.05

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  • 101. radio%attac, 10.01.05
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1.) ATTAC FORDERT SCHULDENERLASS NACH TSUNAMI-KATASTROPHE
Karin Küblböck, Obfrau von attac-Österreich: Anlässlich der Anfang Jänner im indonesischen Jakarta stattfindenden internationalen Geberkonferenz unterstützt Attac den Aufruf nach einer
bedingungslosen und umfassenden Schuldenstreichung für die betroffenen Länder. Ersten Schätzungen zufolge erfordert allein der Infrastruktur-Wiederaufbau in Aceh (Adsche) und Nord-Sumatra (Indonesien) 1 Millarde Dollar. Obwohl diese Zahl ungeheuer tief angesetzt ist und nur die gröbsten Schäden abdeckt, ist es für die indonesische Regierung unbezahlbar.

2.) Indigene und multinationale Konzerne
Das Lateinamerikainstitut in Wien bietet einen viersemestrigen postgradualen Lateinamerika-Lehrgang an. Jedes Semester beleuchtet dieser eine andere Facette der Wirtschaft, Politik, Kultur und Natur des faszinierenden Kontinents. Dieses Semester, das von Leo Gabriel, dem Leiter des Ludwig-Bolzmann-Instituts für zeitgenössische Lateinamerikaforschung, und Rene Kuppe, Professor vom Institut für Recht und Religion der Universität Wien, inhaltlich geleitet wird, steht ganz im Zeichen indigener Autonomien. Mit der Kolonisierung Lateinamerikas vor 500 Jahren begann für die dort ansässigen indigenen Völker ein Leidensweg der Unterdrückung und Ausbeutung. Auch heute noch wird indigene Kultur diskriminiert und kriminalisiert. Rassismus bestimmt den öffentlichen Umgang mit indigenen Männern und Frauen. So sind sie beim Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen, wie Gesundheitsversorgung und Bildung, benachteiligt. In manchen Spitälern werden noch heute Indigene aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit einfach nicht behandelt. Viele sprechen kein Spanisch, was ihnen unter anderem auch den Zugang zur nationalen Justiz erschwert, die meist keine zweisprachigen Richter oder Anwälte bzw. Dolmetscher zur Verfügung stellt. Landrechts- und Eigentumstitel werden ihnen häufig verwehrt, traditionelle Holz-, Jagd- und Fischereirechte nicht anerkannt. Zu alldem kommt noch die Kriminalisierung traditioneller Riten und Bräuche, wie zum Beispiel der Konsum und Anbau von Coca in Peru und Ekuador. Diese mannigfachen Benachteiligungen haben dazu geführt, dass Indigene zu den Ärmsten der Armen gehören. Aber sie haben auch dazu geführt, dass indigene Völker gegen die Missstände und für die Anerkennung ihrer Kultur und ihres Rechts auf autonome Selbstbestimmung vor dem Nationalstaat kämpfen. Seit den 1970er Jahren gibt es daher in manchen Ländern wie Brasilien und Peru Gesetze, die die Kultur der Indigenen zumindest auf dem Papier anerkennen. Erst ab der zweiten Hälfte der 1980er Jahre kam es zu einer teilweisen Anerkennung der indigenen Rechte auf Verfassungsebene, wie zum Beispiel in Guatemala, Brasilien und Nikaragua – später in Peru, Bolivien, Ekuador, Venezuela und Mexiko. Auch auf internationaler Ebene wurden indigene Rechte festgeschrieben, wie in der 1992 ratifizierten ILO Konvention 169. Trotz alledem ist die tatsächliche Durchsetzung der nunmehr gesetzlich festgelegten Rechte indigener Völker nicht gesichert. Neben altbekannten Hindernissen wie Rassismus und struktureller Benachteiligung kommt die neoliberale Globalisierung als Bedrohung dazu. Zu diesem Thema haben wir Nicole Schabus befragt. Die österreichische Juristin lebt in Kanada und arbeitet dort und in Lateinamerika mit indigenen Völkern zusammen. Sie hat an der Erstellung der ersten indigenen Schriftsätze mitgewirkt, die je vor internationalen Handelstribunen eingereicht wurden. Im Rahmen des Lateinamerikalehrgangs sprach sie über die fehlende Umsetzung gesetzlich garantierter Rechte der indigenen Völker in Lateinamerika und Kanada. Aus welchem Grund kommt es zu dieser Diskrepanz zwischen Gesetz und Umsetzung?

3.) WILDE WORTE
Man kann auch literarisch Gesellschafts- und Globalisierungskritik betreiben. Ganz fein kann das Franz Hütterer. Wir lernten ihn im Zuge der Lesungsreihe „WILDE WORTE“ kennen. Er versteht sich hauptschlich als Dokumentarist, in dem Sinne, wie Erich Fried viele Jahrzehnte dokumentarische Gedichte geschrieben hat. Er improvisiert am liebsten aus Zeitungen – daraus werden dann die „Wunschgedichte“.
Sie können Franz Hütterer jeden 2. Montag im Wiener Kulturzentrum Siebenstern in der Lesungsreihe „WILDE WORTE – Literatur, Musik und Kleinkunst mit Freier Wildbahn und Wunschgedichten“ erleben, zusammen mit seinen DichterkollegInnen Michaela Opferkuh und Richard Weihs.
Seine Homepage http://myblog.de/baerenpost ist einen Blick Wert.

An unserer heutigen Sendung haben mitgearbeitet Barbara Nothegger, Conni Derler, Gerhard Gutschi und Judit Wlaschitz. Wir wünschen Ihnen noch eine informative Woche und vergessen Sie nicht: „EINE ANDERE WELT IST MÖGLICH!“

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