Zur Person: Jodgor Obid wurde 1940 in Taschkent geboren, der Hauptstadt von Usbekistan, das damals zur Sowjet-Union gehörte. Die ersten Gedichte – in der Form der usbekischen Tradition verpflichtet, im Inhalt zeitgemäß – veröffentlichte er während des Studiums und wurde bald in ganz Mittelasien bekannt.
Anfang der 1980er Jahre fiel er beim Regime in Ungnade, weil er die politischen Zustände kritisierte. Die Folge waren Zwangsarbeit in Sibirien, Gefängnis in Usbekistan. Nach Jahren der Flucht durch mehrere Länder kam Jodgor Obid 1997 nach Österreich. Als „Writer in Exile“ war er der erste Stipendiat des Projektes „Graz – Stadt der Zuflucht“, 2003 erhielt er die österreichische Staatsbürgerschaft. In Graz hat er eine zweite Heimat gefunden. Mit der deutschen Sprache tut sich der heute 77-Jährige noch immer schwer, dafür spricht er fünf andere Sprachen. Einige Bücher mit seinen Gedichten sind mittlerweile in deutscher Übersetzung erschienen.
Ende Mai lud der Grazer Kunstgarten zu einer der äußerst seltenen Lesungen von Jodgor Obid ein. Der usbekische Dichter las in seiner Muttersprache, die Übersetzungen las Irmi Horn, Hausherrin und Motor des Kunstgartens, und Reinhard Ziegerhofer begleitete den Abend auf Kontrabass und E-Bass.
Sendungsinhalt: Ausschnitte aus der Lesung mit Musik
Bücher: Jodgor Obid: „Berge gebt mir euer Herz“, Gedichte, Übers. Martha Sever, Sandra Ziagos, Lieselotte Stiegler und Peter Deutschmann, Books on Demand 2002, und „Gedichte für Usbekistan. Poems for Uzbekistan“, Verlag Lulu.com 2016
Musik: Reinhard Ziegerhofer live und von Solo-CD „Bass Diary“, Extraplatte 2007
Links: Wikipedia-Eintrag über Jodgor Obid, langer Artikel über ihn aus der Zeit, als er vorübergehend in Vorarlberg gelebt hat, Leseprobe Gedicht „Das goldene Schiff“