Ostern in postheroischen Verhältnissen
Am Dienstagabend ereignete sich ein Sprengstoffanschlag auf den Mannschaftsbus des Fußballclubs Borussia Dortmund (BVB) auf dem Weg zum Stadion. Laut Polizei hatte es drei Explosionen gegeben und der Bus wurde stark beschädigt. BVB-Profi Marc Bartra wurde bei der Explosion verletzt und ins Krankenhaus gebracht. Gleichzeitig wurden Bekennerschreiben mit islamistischen Inhalten gefunden und dementsprechende Ermittlungen aufgenommen. Ein Verdächtiger wurde festgenommen.
Deutsche Medien berichteten unterdessen am Freitag, dass die Ermittler erhebliche Zweifel haben, dass die in deutscher Sprache verfassten Bekennerschreiben von Islamisten stammen. Das von den Ermittlungsbehörden in Auftrag gegebene Gutachten nennt mehrere Gründe für die Zweifel. So sei der Sprachgebrauch untypisch, und es fehlten Symbole der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat. Zudem seien nach IS-Anschlägen noch nie Bekennerschreiben am Tatort gefunden worden.
Keine 24 Stunden nach dem Anschlag mussten die Spieler des BVB wieder auf dem Platz stehen. Die UEFA entschied die schnelle Neuansetzung des Champions-League-Spiels. Die Dortmunder Spieler kritisierten diese Entscheidung mit den Worten: „Wir wurden behandelt wie Tiere“. Der Trainer Thomas Tuchel fühlte sich angesichts des schnellen Nachholtermins „ohnmächtig“ und hatte „das Gefühl, als wäre eine Bierdose gegen den Bus geflogen“
Mittlerweile ist ein weiteres angebliches Bekennerschreiben aufgetaucht. In der Redaktion des Berliner „Tagesspiegel“ ging eine E-Mail mit rechtsextremistischem Inhalt ein, in der es heiße, der Anschlag in Dortmund sei eine „letzte Warnung“. Der anonyme Verfasser berufe sich auf Adolf Hitler. Mit einem weiteren Anschlag wird gedroht und gegen „Multi Kulti“ gehetzt. Weiter heißt es laut „Tagesspiegel“ in der E-Mail, am 22. April werde „buntes Blut fließen“. Die Drohung zielt nach Einschätzung aus Sicherheitskreisen vermutlich auf die zu erwartenden linken Demonstranten gegen den an diesem Tag in Köln stattfindenden AfD-Bundesparteitag. (https://www.tagesschau.de/inland/bvb-anschlag-bekennerschreiben)
Marc Barta, der bei dem Anschlag eine gebrochene Speiche und Fremdkörpereinsprengungen davontrug, äußerte sich am Freitag erstmals ausführlich über den Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund. „Der Schmerz, die Panik und die Ungewissheit, weder zu wissen, was passiert ist, noch, wie lange es dauern würde … das waren die längsten und schlimmsten 15 Minuten meines Lebens“, schrieb der Verteidiger auf Spanisch.
„Das Einzige, um das ich bitte, DAS EINZIGE, ist, dass wir ALLE in Frieden leben und die Kriege hinter uns lassen.“ (http://sport.orf.at/stories/2271816/2271818/)
Mit dem Rückgang der Bedeutung des Religiösen haben wir die Helden und Heldinnen verloren und gleichzeitig wieder auferstehen lassen.
Postheroische Gesellschaften sind vulnerabel. Können sie diese Vulnerabilität nur durch kollektive Regression beseitigen? Müssen wir wieder heroisch werden?
Dazu diskutieren: Gilbert Moyen, Hubert Mvogo, Cyril Chima Ozoekwe, Simone Prenner und Sintayehu Tsehay.