Rechtsextremismus und soziale Arbeit. Der Begriff Jugendarbeit ist nicht geschützt, folglich kann jede*r ihn verwenden. Das machen sich auch viele rechtsextreme und neofaschistische Strömungen zunutze, um ihre menschenverachtende Ideologie unter Jugendlichen zu verbreiten und sie folglich für ihr Gedankengut und ihre Organisation(en) gewinnen zu können. Wir wollen uns in dieser Sendung ebendiesem Phänomen instensiv widmen.
Die europaweit agierende rechtsextreme Strömung der „Identitären“ hat ihre Epizentren in Wien und Graz. Die internationale Strahlkraft dieser Gruppen zeigt sich in zahlreichen Ablegern, dem regen publizistischen wie persönlichen Austausch und diversen gemeinsamen Aktionen der letzten Jahre; zuletzt etwa der Versuch, die Arbeit von im Mittelmeer befindlichen NGOs zu stören. In Italien unterhalten die Gesinnungsgenoss*innen der neofaschistischen Bewegung „Casa Pound“ derweil hunderte Stadtteilzentren und betätigen sich in größeren Städten als professionell ausgebildete Sozialarbeiter*innen, die aufsuchende Jugendarbeit, Community-Organising oder Katastrophenhilfe organisieren. Seit Jahren bauen die „Identitären“ an eigenen Strukturen mit dem Ziel jugendlichen Adressat*innen ein breites Angebot an soziokulturellen Aktivitäten anbieten zu können: Vereine für „Jugendarbeit“, Bildungszentren, Sommercamps, sogar ein Hausprojekt. „Wir sind patriotische Streetworker“, wird dabei verlautbart.
Derweil werden diese Entwicklungen von Seiten der professionellen Sozialarbeit und ihrer wissenschaftlichen Felder sowie der Ziviligesellschaft schweigend und teilnahmslos hingenommen und damit einhergehend den extremen Rechten seit Jahren eine Deutungshoheit im medialen Diskurs sowie einzelnen Sozialräumen eingeräumt, die ihnen letztlich nicht zusteht.
In der folgenden Sendung wird die „Jugendarbeit“ dieser „neuen“ Rechten vorgestellt und diskutiert sowie der Frage nachgegangen, inwiefern Soziale Arbeit mit diesen Phänomenen konfrontiert ist und welche professionellen Strategien politischer Bildung in Ausbildung und Praxis sich daraus ableiten lassen.
Zu hören ist ein Mitschnitt eines Vortrags innerhalb der Vortrags & Diskussionsreihe „PLAN A“, ausgehend vom Infobeisl, in Zusammenarbeit mit dem Hausprojekt Willy*Fred sowie dem Kulturverein KAPU. Innerhalb dieser Reihe wird eingeladen, über Alternativen zum Status Quo im Sinne der Idee der Herrschaftslosigkeit zu sprechen und regen Austausch zu schaffen. Und zwar entweder in Form von Vorträgen im Willy*Fred oder Inputsessions mit anschließendem Raum für Diskussionen in der KAPUbar.
Nähere Infos dazu unter:
https://habitat.servus.at/willy-fred/termine/
https://www.kapu.or.at/eventline/plan_a_infobeisl_201718
CC-Bild: John W. Iwanski, flickr
CC-Musik: Anitek – Calm Collect Vol.1 – Under Twine
Moderation & Gestaltung: Sarah Praschak.