Bidonvilles & Bretteldörfer. Ein Jahrhundert informeller Stadtentwicklung in Europa.
Das von Krieg gezeichnete Wien war nach dem Ende des 1. Weltkriegs von einem wachsenden Gürtel informeller – und oftmals illegaler – Siedlungen umgeben. Auch Bretteldorf und Bruckhaufen waren zwei dieser Siedlungen. Im von Armut und Wohnungsnot geprägten Wien der 20er Jahre wurden sie von mittellosen Bürger*innen im Auwald zwischen neuer und alter Donau errichtet.
Im Wiener Stadt- und Landesarchiv gibt es Statistiken zu Bretteldorf, in denen auf dem Gelände Bretteldorf “gegen 400 Familien mit gegen 5000 Köpfen” erfasst wurden. Wenngleich die Tierhaltung eigentlich vom Staat beschränkt war, fanden sich dennoch “70 Kühe, 105 Milchziegen, 493 Schweine, 2787 Stück Federvieh, 812 Hasen und 30 Pferde” in der Siedlung.
In der offiziellen Stadtgeschichte wurde diese parallele Stadtentwicklung “von unten” jedoch oft außer Acht gelassen. Am 1. Mai sind die Stadtforscher Andre Krammer und Friedrich Hauer zu Gast bei Radio dérive und beleuchten anhand historischer und aktueller Beispiele informeller Siedlungen blinde Flecken in der Stadtgeschichte Europas.
Weitere Informationen:
dérive – Zeitschrift für Stadtforschung. Nr. 71: Bidonvilles & Bretteldörfer. Ein Jahrhundert informeller Stadtentwicklung in Europa.
Von 5. – 6. 10. 2018 findet im Architekturzentrum Wien das Symposium “Bretteldorf Revisited” statt, das u.a. unsere Gesprächspartner Andre und Friedrich zusammen mit anderen in einem interdisziplinären Team veranstalten werden. Neben zahlreichen WissenschaftlerInnen wird auch eine Filmpremiere von Melanie Hollaus über die Innsbrucker Bocksiedlung gezeigt
Redaktion und Sendungsgestaltung: Lene Benz und Greta Egle
Studiogäste: Friedrich Hauer und Andre Krammer
Signation: Bernhard Gal
Erstausstrahlung: Dienstag, 1. Mai 2018, 17:30 auf Radio Orange 94.0 (Wien) oder als Livestream
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