Zur Person: Die Wiener Logopädin, Psychotherapeutin und Fotografin hat 2017 im Verlag Seifert einen Roman veröffentlicht, der viel mehr Beachtung verdient hätte, als er bisher bekommen hat.
Dagmar Formann erzählt in Der Siebenschläfer eine Geschichte, deren Thema in unserer immer älter werdenden Gesellschaft immer mehr Menschen betrifft — die Pflegebedürftigkeit im hohen Alter. Sie schreibt über das heikle Thema in all seiner Härte, schildert aber auch Momente der Hoffnung, des Lachens und der Zuversicht. Und sie tut das auf eine Art, die für ein literarisches Debut erstaunlich ist: eindringlich, spannend, genau und dennoch diskret, in manchen Passagen poetisch.
Der Roman ist ein Kammerspiel, er kommt mit einem einzigen Raum und vier Personen aus: dem alten Doktor, seit Jahren bettlägrig, seiner Frau, die ihn pflegt, dem Hausarzt, der dann und wann vorbeischaut, und last but not least der Pflegehelferin, die die Frau des Doktors unterstützt.
Beim Lesen hat man schnell das Gefühl, man sei dabei, man sieht die Szenen förmlich vor sich und kann nachvollziehen, was in einem alten Menschen vorgeht, der jahrelang ans Bett gefesselt ist, auf die Hilfe anderer angewiesen und ohne Aussicht auf Besserung. Aber auch die Lage derjenigen, die diesen Menschen pflegen, wird einem deutlich vor Augen geführt. Mitgefühl stellt sich ein, ob man will oder nicht.
Sendungsinhalt: Dagmar Formann liest einige Ausschnitte aus ihrem Roman und erzählt von dessen Entstehungsgeschichte, die mit ihrer eigenen Geschichte eng verknüpft ist.
Musik: Manu Delago: Made in Silence, SWR 2010 + Monika Stadler: Between Earth, Sea & Sky, EX 737-2, 2007
Weiterführende Links: Rezension von Peter Pisa im Kurier (10.11.2017): Welcher Typ ist man beim Sterben? , Interview mit Dagmar Formann: alterskompetenzen.info + Dagmar Formanns Foto-website