Du hörst heute von einer Reise, bei der Sprecher und Gestalter von „Reise! Reise!“ selbst dabei gewesen ist.
Vor 2 Jahren war er 3 Wochen Segellehrer für eine deutsche Segelschule. Er hatte 8 Segelschüler am Boot. Vier davon traten am letzten Tag zur Prüfung an. In solchem Fall kommen 2 externe Prüfer an Bord. Geprüft werden nur die wichtigsten Manöver: das Wenden, das Halsen und das Aufnehmen eines ins Wasser geworfenen Fenders. Und das unter Segel. Fender ist die seemännische Bezeichnung für diese luftgefüllte Gummiwurst zum Abfedern des Schiffes gegen andere Schiffe oder die Kaimauer.
Alle Prüflinge bekamen ihren Schein. Um wirklich verantwortungsvoll segeln zu können, braucht es aber auch Praxis. Thomas, einer der 4 frischgebackenen Segelscheinbescheinigten, weiß das. Wir hatten vom ersten Tag an einen guten Draht zueinander. Darum wohl auch hatte er mich ersucht, den Skipper zu machen, wenn er seine Familie und Freunde ausfährt, ohne diese etwa zu versenken. Wir würden aber spielen, dass er der Skipper ist. Ich stünde hinter ihm und könnte bei Bedarf einspringen.
Warum wir uns das Ionische Meer ausgesucht haben, darauf wird Thomas im folgenden Interview kurz eingehen.
Gedacht – getan. Im Oktober 2018 — etwas spät im Jahr, bedingt durch die Herbstferien in Deutschland um diese Zeit – finden wir uns in Lefkas auf der Insel Lefkada (an der Westküste Griechenlands) ein. Thomas mit 8 Menschen aus seiner Familie und seinem Freundeskreis, dazu auch ich mich zählen darf. Einige von ihnen werden wir in den nächsten 50 Minuten kennen lernen.
Ich weiß, so eine Segelpartie hat durchaus heftige hedonistische Züge: Einfach genießen, während das Eis an den Polen schmilzt, das Meerwasser wärmer wird, dessen Volumen zunimmt und in der Folge Land unter geht. Und die Korallen sterben.
Wenn für ein Segelboot die vorwiegende Antriebskraft, der Wind, auch direkt aus der Natur kommen mag, so verbraucht es allein beim Bau eine beachtliche Menge Energie und viel nicht nachwachsenden Rohstoffe. Nach 15, bestenfalls 20 Jahren wird so ein Plastikboot verschrottet zu einem Haufen nicht rezyclierbaren Kunststoffmüll. Auch die Lebensmittelversorgung am Schiff wirft erschreckliche Mengen Plastikmüll ab. An- und Abreise der Segelnden geschieht vorwiegend im Flugzeug. Und geschieht sie am Fährschiff, wie ich das bevorzuge, dann ist auch das nicht die sauberste Art zu reisen.
Noch genießen wir das Grün der Ionischen Inselwelt. Wir werden gleich Meganisi verlassen, mit Kurs auf Skorpios. Die Insel Skorpios war von den Venezianern abgeholzt worden. Als Aristoteles Onassis die Insel 1963 erwarb, ließ er sie aufwändig aufforsten. Ich denke, das war eine gute Aktion. In anderen Teilen der Erde holzen wir – viel ärger als die Venezianer — die Regenwälder ab. Damit sichern wir uns unseren übermäßigen Fleischgenuss, wir verbrennen ungehemmt fossile Brennstoffe. Und schauen zu, wie nicht nur Alpengletscher, sondern gar die Pole schmelzen.
Wir wissen noch nicht, ob wir auf Skorpios in einer Badebucht vor Anker gehen wollen, oder lieber nicht. Das wird sich dann gleich herausstellen.