Radio Netwatcher vom 6.12.2010 – Opferschutz oder die Angst vor dem mündigen Bürger

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Radio Netwatcher
  • Netwatcher_20101206
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Radio Netwatcher am 7.12.2010 von 10 bis 11 Uhr / Manfred Krejcik

Wikileaks: Sieg der Netzgemeinde gegen die Zensoren

Wikileaks scheint den Bogen überspannt zu haben. Die schrittweise Veröffentlichung der Diplomaten-Depeschen aus den USA lässt im konservativen Lager auf der anderen Seite des Atlantiks den Aktionismus ausbrechen. Die republikanische rechtsaußen Sarah Palin eröffnete die Jagd auf Wikileaksgründer Julian Assange und TIM FLANAGAN, der die Wahlkampagne von Kanadas Premierminister Stephen Harper organisierte rief in einem Interview beim kanadischen TV-Sender CBC offen zum Mord am Wikileaks Gründer auf. Nicht nur Julian Assanges Person steht aber im Zielfeuer der KritikerInnen sondern auch die Internetplattform selbst ist seit dem Beginn der Depeschen-Veröffentlichungen vor gut einer Woche Ziel verschiedener Angriffe.  Über diese Angriffe unterhielten wir uns mit Herrn Dudda vom Bundesvorstand der deutschen Piratenpartei.

Radio Dreyeckland, Freiburg 102,3 MHz / Focus Europa

Opferschutz oder die Angst vor dem mündigen Bürger

Die amtlichen Stopptaferlaufsteller fordern Listen des schädlichen und unerwünschten Content

Opferschutz oder die Angst vor dem mündigen Bürger

Mit dem Zweiten Vatikanum hat die Kirche erstmalig einen selbstverantwortlichen Menschen erkannt und den Index abgeschafft und seit 1965 darf der Bürger selber entscheiden was er lesen möchte. Doch jetzt wollen Beamte wieder diese Entscheidung für uns übernehmen und in geheimen Listen für das intellektuelle Wohl der Bevölkerung sorgen. Gerade die österreichischen Beamten haben hier ja schon die besten Erfahrungen sammeln können, waren doch bis zu 40.000 Titel auf den österreichischen Verbotslisten des Biedermeier verzeichnet.

Nach dem Wegfall der kirchlichen sowie der staatlichen Zensur durfte der volljährige Bürger selber entscheiden wann, wo und wie er etwas lesen, hören oder anschauen wollte. Bücher, Bilder und Filme durften dabei natürlich nicht gegen eines der gültigen Gesetze verstoßen.

Lobbying-Gruppen und Interessensvertretungen laufen gegen diese Freiheit Sturm.

Die amtlichen Stopptaferlaufsteller, deren Vorgangsweise – Manipulation des Domain Name Systems – jener der Phishing-Betrüger technisch zum Verwechseln ähnlich ist, sind nicht die einzigen Internetabsperrer. Massives Interesse daran hat auch die Medien- und Unterhaltungsindustrie, sowie jene Politiker, die sich von dieser Lobby Vorteile für die Öffentlichkeitsarbeit versprechen. In welch engem Verhältnis zwei völlig ungleiche Delikte wie Downloads von urheberrechtsgeschütztem Material und sexueller Missbrauch von Kindern stehen, lassen wir am besten einen Vertreter der genannten Lobby selbst erklären. Wörtliches Zitat von Johan Schlüter, Anwalt und Lobbyist der International Federation of Phonographic Industries in Dänemark auf einer Veranstaltung der amerikanischen Handelskammer in Stockholm am 27. Mai 2007:

“Kinderpornografie ist großartig, weil sie von Politikern verstanden wird. Wenn wir diese Karte spielen, kriegen wir sie dazu, zu handeln und Websperren einzuführen. Wenn das geschafft ist, werden sie auch bereit sein, Filesharing-Sites zu blockieren.”

Eine Freiheit mit der die Content-Mafia und Verwertungsindustrie ihre Schwierigkeiten hat, da ihr kurzfristiges Monopol Künstler wie Konsumenten zu schröpfen, mit der Erfindung Digitaler Medien löchrig geworden ist. Geld zu verlieren ist schmerzhaft, und eifrig wurden Spindoktoren und Advokaten beauftragt nach neuen Einkommensquellen zu suchen. Die Privatkopie war immer erlaubt, und soll jetzt kriminalisiert werden.

Neben den technischen Möglichkeiten und der Verantwortung eines Providers interessiert Georg Markus Kainz auch ein Blick zu unseren deutschen Nachbarn. Zugast bei der November-Talkrunde der q/uintessenz sind Oskar Obereder, CEO SIL, und Jens Kubieziel vom Arbeitskreis Zensur.

Hintergrundlektüre

Playlist:

EAV – Die Russen kommen

Taio Cruz – Dynamite (Instrumental)

Bonustrack:

Fantastischen Vier – Danke

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