(der Mitschnitt ist auch unbearbeitet, d.h. „roh“, e.k.)
Am 24.06.2019 zelebrierte die Radlobby OÖ im Festsaal des Alten Rathauses in Linz ihre 40-Jahres-Feier.
40 Jahre, die mit dem Ersten Anzigen Mutigen Drahtesel Club begannen und mit der Initiative Fahrrad OÖ sowie zuletzt mit der Radlobby OÖ fortgesetzt wurden.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Walter Ameshofer, Vizepräsident des OÖ Landesradsportverbandes, für den das Fahrrad ein durchaus probates Verkehrsmittel im Alltag ist.
Anwesend waren, von zahlreichen Alltagsradfahrenden bzw. Mitgliedern der Radlobby abgesehen, PolitikerInnen aller Gemeinderatsfraktionen in Linz, detto des OÖ Landtages, der Umlandgemeinden, der Radfahrbeauftragte des Landes OÖ, Christian Hummer sowie Fachbeamte des Landes OÖ, VertreterInnen von Interessenverbänden, der Polizei, des Klimabündnis und natürlich auch der Radlobby Österreich.
Ob auch der Linzer Teilzeit-Radfahrbeauftragte, DI Rainer Doppelmair, anwesend war, vermag ich nicht zu sagen, Erwähnung fand er jedenfalls nicht, weder bei der Begrüssung noch in einer der Beiträge bzw. der Diskussion.
Im Gegensatz zu anderen Städten wissen viele Radfahrende in Linz gar nicht, dass es einen Radfahrbeauftragten gibt, und das liegt nicht an Doppelmairs Kompetenz bzw. Engagement für den Radverkehr, sondern u.a. daran, dass sich die Stadt Linz den Luxus leistet, ihn nur halbtags für Anliegen des Radverkehrs zu beschäftigen.
Der umfassenden Begrüssung durch Ameshofer folgte eine Videobotschaft des Kabarettisten Günter Leiner, natürlich im Mittelpunkt: das Fahrrad und das Radfahren.
Grußworte von LH Stelzer überbrachte die Landtagsabgeordnete Elisabeth Manhal.
Ein kurzes Interview führte Ameshofer mit einer Aktivistin und einem Aktivisten von Fridays for Future.
Lukas Beurle, Rad- und Verkehrsaktivist der ersten Stunde, lieferte einen wie gewohnt sachlichen und faktenreichen Rückblick auf 40 Jahre Engagement für den Radverkehr. Die Folien, die Lukas bei seiner Präsentation verwendete, sind unter nachzusehen/herunterzuladen.
Es folgte ein kurzes Video über eine Protestaktion der Radlobby auf der Steyregger Brücke, um auf die Versäumnisse für den Radverkehr hinzuweisen.
Paul Resch, Präsident des Radsportverbandes OÖ wies auf die Spitzenposition Oberösterreichs im Radsport sowie beim touristischen Radverkehr hin und erwähnte als Zielsetzung, diese Position auch im Alltagsradverkehr zu erringen.
Daran anschließend die Ausführungen des Verkehrsplaners Helmut Koch, der sich für einen Umbau der Städte und Straßenzüge, mit Bevorrangung sanfter Mobilität, aussprach und die Ansprache des Vorsitzenden der Radlobby OÖ, Gerhard Fischer, der doch auch sehr deutlich auf gravierende Schwachstellen der praktizierten Verkehrspolitik in OÖ bzw. Linz hinwies.
Die abschließende Podiumsdiskussion wurde von Reinhold Gruber von den OÖ Nachrichten moderiert, am Podium saßen die für Linz und OÖ zuständigen Verkehrsreferenten Markus Hein und Günther Steinkellner, beide FPÖ), Gerhard Fischer von der Radlobby, Ulrike Böker (Landtagsabgeordnete der Grünen) sowie Helmut Koch, Verkehrsplaner bei KOMOBILE in Gmunden.
Weltbewegende Zugeständnisse an den Radverkehr sowie Versprechen, dem Autoverkehr künftig weniger Platz und Mittel zu widmen, waren nicht zu vernehmen, es war eher wieder einmal ein Gespräch, bei dem klar wurde: ein radikales Umdenken, das aber angesichts der sich abzeichnenden Klimakatastrophe und auch unter dem Aspekt des Schutzes von Mensch und Natur vor überbordendem Autoverkehr dringend erforderlich wäre, ist bei den maßgeblichen Stellen noch lange nicht in Sicht.
Ein interessantes Detail aus dem Podiumsgespräch: Landesrat Steinkellner antwortete auf Fischers Hinweis, dass der Radweg Linz – Wilhering “eingeschlafen” sei, sinngemäß: man habe davon Abstand gekommen, weil zwischen Stift Wilhering und St. Margarethen 6 km lang kein Haus steht und zudem die Trassenführung entlang des Kürnbergerwaldes (und der Donau) ziemlich teuer sei. Stattdessen plane man einen Radweg entlang der LILO-Trasse nach Linz, mit dem man auch wesentlich mehr Menschen erreichen könne, die hoffentlich nicht jetzt mit der LILO und dann mit dem E-Bike fahren, sei noch ergänzt.
Nun hat allerdings auch die Gemeinde Wilhering ein größeres Einzugsgebiet und wer beispielsweise “lilo-abseitig” nach Urfahr oder ins Linzer Zentrum möchte, wird mit dem Umweg über den entlang der LILO-Trasse bis Linz ersatzweise geplanten Radweg wenig Freude haben.
Die Podiumsdiskussion, das Podiumsgespräch verlief nicht nur des männlichen Überhanges wegen ziemlich männerlastig, Hein und Steinkellner hielten sich zwar bei der ersten Fragestellung, wie es die Teilnehmenden am Podium selbst mit dem Alltags-Radfahren halten, an Grubers Ersuchen um eine kurze Antwort, nahmen sich dafür aber später, dank der Nachsicht des Moderators relativ viel Sprechzeit heraus, auch Gruber selbst war bemüht, sein eigenes Mobilitätsweltbild zum Besten zu geben, derartiges ist mir nicht fremd, Fakt ist, dass es eine Schieflage gab, die nur bedingt der Tatsache geschuldet war, dass Hein und Steinkellner Ressortzuständige sind, vor allem Uli Böker, die es gewagt hatte, ihre erste Antwort etwas länger zu halten als es der Moderator gewünscht hätte, kam im Laufe der Diskussion nur mehr in geringem Ausmaß zu Wort und bei der Schlussrunde blieb sie überhaupt auf der Strecke.
Die Publikumsfragen/-meldungen bezogen sich auf die Ineffizenz des Autofahrens, die für Radfahrende und FußgängerInnen absolut unbefriedigende Situation auf der Nibelungenbrücke und seitens Aktivisten von Friday for Future auch darauf, dass es Zeit wäre, endlich aufzuwachen. anstatt die weiterhin den Autoverkehr durch Großprojekte wie die Ostumfahrung oder den Westring fördernde Verkehrspolitik fortzuführen. Steinkellners Befürwortung dieser Projekte fand auch bei AktivistInnen der Verkehrswende jetzt wenig Anklang.
Ja, und Hein versprach erneut, dass auf der Nibelungenbrücke 2023, nach Fertigstellung der Westring-Brücke, je eine Fahrspur für Fahrräder und Busse geöffnet werde, sofern er da noch Verkehrsstadtrat sei.
Am Schluss der Veranstaltung war noch der Kurzfilm “24 Stunden Brückenradeln” zu sehen, mit Lastenrädern einen Tag lang über die Nibelungenbrücke, an dem auch jener Herr mitwirkte, der anfangs, „dazwischen“ und am Ende der Veranstaltung mit seiner Radlobby-Jubiläums-Philharmonie zu hören ist:
Rainer Gutternigg, Trompete und Gesang, begleitet von 2 Kollegen an Tuba und Gitarre plus Gesang.
https://www.linz.at/mobilitaet/3424.php Radfahrstatistik Nibelungenbrücke