Er ist mittlerweile reichlich 400 Jahre alt, der Kapitalismus. Er brachte eine Entwicklung der Produktivkräfte mit sich, die nicht anders als revolutionär zu bezeichnen ist. Schließlich spricht man nicht umsonst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts von der industriellen Revolution. Doch während sie den Kapitalisten, die euphemistisch Unternehmer gennnt werden, unermeßlichen Reichtum, Macht und Wohlstand bescherte, wurden die Arbeiter und Angestellten ausgebeutet und viele von ihnen in Armut und Elend gestürzt, worüber den aufmerksamen Beobachter auch der gegenwärtige relative Wohlstand der Masse der Bevölkerung in der westlichen Welt nicht hinwegtäuschen kann. Auch wenn alle Versuche bisher gescheitert sind, eine sozialistische oder gar kommunistische Gesellschaft aufzubauen, so hat doch der Klassenkampf nie ganz aufgehört und auch die Kritik am Kapitalismus ist nie ganz verstummt, besonders in der Kunst.
Die kämpferischen und bisweilen sogar recht militanten Lieder der Arbeiterbewegung aus der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Halfte des 20. Jahrhunderts sind weitgehend verschwunden, denn der Kommunismus steht gegenwärtig nicht auf der Agenda. Wichtiger ist heute der Kampf um die Herzen und Köpfe der Menschen, denn leider treffen die Worte von Floh de Cologne auch heute noch zu wie 1971, als sie sangen: „… der Kapitalismus stinkt, und alle riechen es, und alle halten sich die Nase zu, statt die Augen aufzumachen und zu sehen, woher der Gestank kommt.“ Und auch der berühmte Satz des Manifests der Kommunistischen Partei von Marx und Engels „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“ ist vielen – leider selbst Linken – einfach nicht beizubringen. Da machen dann Texte wie von dem Song „Wir stehen am Rande“ von Floh de Cologne betroffen, wo es heißt „Alle zusammen sind wir doch stark- und trotzdem gucken wir zu, wie ein Einzelner schwach ist.“