Ausschnitte aus dem 15. Gespräch im Rahmen unserer Gesprächsreihe WOHIN? in Zusammenarbeit mit der IG Komponisten Salzburg zum Thema KULTURBULIMIE, das am Freitag, 10. Dezember 2010 in der Galerie5020 in Salzburg stattgefunden hat. Beteiligt waren Christian Allesch, Professor für Psychologie an der Universität Salzburg, Bernhard Gál, Musiker, Musikwissenschafter und Initiator des Festivals shut up and listen, Pia Palme, Komponistin, Musikerin und Initiatorin des Komponistinnen-Festivals e-may, Sabine Reiter, Musikwissenschafterin und geschäftsführende Direktorin von mica – music austria. Die Moderation besorgten Hannes Raffaseder und Wolfgang Seierl. Anschießend gab es die Präsentation der CD Neuerscheinung ShortCuts mit Petra Stump und Heinz-Peter Linshalm, aus der sie ebenfalls Ausschnitte hören.
In einem online -Artikel von Andrea Curd Sauerberg wird ein Buch rezensiert, das es gar nicht gibt: K. C. Broomm, Kulturbulimie. Die Gegenwart zeichne sich dadurch aus, so der Autor, dass das Sublime sich beschämt aus dem Staub gemacht habe. Auf der einen Seite sei es ein nicht Stattfinden der Sublimation, der Sedimentierung des kulturellen Moments, anderseits aber auch einfach das Fehlen der Feinheit, der Subtilität. Die Hyperästhetik lasse dem Menschen keinen Raum mehr, Atem zu holen, und das sei gleichzeitig auch gerade Programm. Wer Zeit habe, zwischen den Mega-Events unserer Tage Luft zu schnappen, der ziehe womöglich seinen Kopf aus der Schlinge, so er nochgerade einen habe. Wer sich aber mit einem solchen Event voll gestopft habe, der müsse, wolle er für den nächsten fit sein, den gerade vergangenen herauskotzen. In einem Interview in der Tageszeitung Die Presse spricht die Athletin Ines Geipel über Parallelen zwischen Sport und Kunst: „Aber alles, was einmal in den Olymp aufgenommen wird, ist tote Ware. Das ist in der Kunst genauso, wenn es um diese Kulturbulimie geht.“ Olympische Spiele und Salzburger Festspiele? „Genau, daran denke ich auch im Augenblick…“Es geht also um Fülle, Überangebot, Reizüberflutung, und darum, ob das gut oder schlecht ist. Gerade die kleine Stadt Salzburg ist Heimat zahlreicher Festivals, das kulturelle Angebot und der internationale Ruf lässt Salzburg viel größer erscheinen als es ist. Und dann kommt noch die heute mögliche und übliche Mobilität dazu, die uns nicht nur zu Hause konsumieren lässt, sondern auch dazu verleitet, Veranstaltungen außerhalb unserer Region zu besuchen. Wir können uns also ganz schön überfüttern, wenn wir wollen. Hören Sie, was unsere Gäste dazu zu sagen hatten.
Die Musik, die Sie hörten, stammt aus dem neuen Album ShortCuts der Klarinettisten Petra Stump und Heinz Peter Linshalm (mit Werken von Lotta Wennäkoski, Chaya Czernovin, Iris Szeghy und Silvia Colasanti), das Ende 2010 auf unserem Label ein klang records (www.einklangrecords.com) erschienen ist und das wir bereits in einer eigenen Sendung vorgestellt haben.