Wie die Detroit-Pioniere mit der Idee eine utopischen Unterwasserwelt den Techno revolutionierten
Vor 30 Jahren hatte ein 19-jähriger High-School-Schüler in Detroit einen Traum. Begeistert vom Sound, den die Düsseldofer Elektronik-Pioniere um Kraftwerk ab den 70ern über den Atlantik funkten – und den ersten elektronischen Verzweigungen in der Motorcity durch Techno-Visionäre wie Juan Atkins und Derrick May, kam dem blutjungen Afroamerikaner James Stinson die Idee für Drexciya. Einem Projekt, das viel mehr war als die Musik, die in den darauffolgenden Jahren als unterkühlter Detroit-Techno aus den Klangmaschinen sprudeln sollte. Drexciya war die Neuerzählung einer Vergangenheit, eine schwarze Rebellion, ein Mythos um eine utopische Unterwasserwelt – und begeistert Elektronikfans auch viele Jahre nach dem Tod von Stinson auf der ganzen Welt.
Drexciya veröffentlichten von 1992 bis 1997 eine Reihe von acht EPs auf verschiedenen Detroiter Labels wie Shockwave, Underground Resistance und Submerge, aber auch auf britischen Labels wie Aphex Twins Rephlex und das renommierte Warp Records. 1997 fanden die Veröffentlichungen von Drexciya mit der Compilation »The Quest« ihren Höhepunkt. Es kam zu einer Unterbrechung – den Research-Jahren. Von 1999 bis 2002 erschienen drei Alben unter dem Namen Drexciya, zwei beim deutschen Label Tresor und eines bei Clone sowie vier weitere Alben, die einer Reihe verschiedener Künstlernamen zugeschrieben wurden, die anscheinend mit dem Drexciya-Projekt verknüpft waren. Stinson nannte diese Verbindung „seven storms“, sieben Stürme in Form von sieben Platten.
Ein Gespräch über Drexciya, das Projekt und den Mythos, mit dem Radiojournalisten und Musiksoziologen Heinrich Deisl.