Hey Joe
Ist der Bergpfarrer gestorben, oder ist er nur nicht mehr aufgewacht?
Mein Name ist Robert Stöckler und ich möchte Ihnen heute meine Gedanken zum Tod von P. Joseph Kaufmann vortragen. Ich möchte ihn nicht mit Rufen verfolgen, also keinen Nachruf auf ihn verfassen, sondern einen lauten Nachruhm für Sie zurücklassen. Und das, obwohl ich eigentlich noch immer sprachlos bin.
Joseph wurde auf den Namen Anton getauft. Zuerst war er also der Toni, dann der Pater Joseph und für Freunde, der Joe!
Es fing ja gleich einmal gut. Der Name Anton kommt wohl ursprünglich aus dem Altgriechischen und bezieht sich mythisch auf einen Anteon, Sohn des Herakles/Herkules. Für mich war er ein Herkules und sehr oft fühlte er sich wohl auch so. Eine etymologische Deutung ist aus Άντώνιος – „preiswürdig, unschätzbar, unverkäuflich“. Ableitbar: er ist sein Geld wert.
Warum er den Ordensnamen Joseph bekam, oder ihn sich selbst ausgesucht hat, das entzieht sich meiner Kenntnis. Was ich weiß: er legte großen Wert, darauf, dass sein Name Joseph nicht mit F, sondern mit PH am Schluss zu schreiben sei.
Als ich zehn Jahre alt war, gab mich meine Mutter beim Präfekten Pater Joseph im Kloster ab. Das war der Zeitpunkt, wo ich ihn an Mutter statt angenommen hatte. Besonders die schwierigen „Kinder“ hatten es ihm angetan. So kam ich in der Kreis seiner Freunde. So wurde er bald der „Joe“ für mich.
Seither hat er mich mein ganzes Leben begleitet. Hat mich und meine Frau getraut, hat unsere Kinder getauft, war mein Mentor. Zuletzt habe ich ihm regelmäßig eine Abwechslung zur der Klostersuppe verschafft und ihn bei vielen Terminen begleitet.
Es sind so viele Stationen in seinem Leben gewesen, dass ich sie hier — vorerst einmal — nicht anführen will. Das kommt später. Ich möchte ihn selber zu Wort kommen lassen. Aus seiner Prediger-Werkstatt.
Vor ein paar Jahren hatte Joe den Wunsch, einige seiner Predigten auf Band aufzuzeichnen. Daraus sind Radiosendungen geworden. Sie hören: Totengräber oder Geburtshelfer.
Satisfaction
Seit den 60er Jahren hat sich Joe immer wieder einmal über die fürchterlichen Texte der Songs von den Rolling Stones geäußert und daher die Lieder als unmöglich bezeichnet. Schon der Titel „Satisfaction“ hat ihn fast in Rage versetzt.
Wenn ich ihn mir vorstelle, wie er gefühlt hat wenn er bereits am Montagabend die Predigt für den nächsten Sonntag fertig hatte. Er hatte sicher ein Gefühl der inneren Befriedigung, ein Glücksgefühl, auch glühenden Stolz und Zufriedenheit.
Schluss
Der Bergpfarrer ist nicht gestorben — Er ist nur nicht mehr aufgewacht. Dadurch ist er vom Sterben verschont geblieben, weil er nur einfach nicht mehr aufgewacht ist.
Ein schöner Tod.
Wars a a schene Leich?
Drei Wochen vor seinem Tod habe ich Joe von der Kur nach Hause ins Kloster gebracht. Da er verkühlt war, haben wir ihn in der Apotheke – wie er immer sagte — mit Pulverln versorgt. Sonst war er erholt und frohen Mutes. So möchte ich ihn in Erinnerung behalten. Ich habe daher auf einen Blick in den Sarg verzichtet. So kann ich nichts darüber sagen, ob er a schene Leich´war.
Was ich sagen kann: A schene Leich´ hat er ghabt.
Joseph ist tot – Es lebe seine Frohbotschaft
Joe war sein Geld wert.