DO, 13.02.2020, 11.30 Uhr: SONDERSENDUNG ZUM UNESCO-WELTRADIOTAG 2020
Wie sehr die Begegnung mit blinden Menschen Verunsicherung auslöst, erstaunt in einer Gesellschaft, die sich als offen, integrativ und inklusiv erweisen will. Oft werden Blinde und Sehbehinderte in erster Linie als hilfsbedürftig wahrgenommen, was in vielen Situationen eine übertriebene oder schlicht falsche Hilfeleistung zur Folge hat. In einer beinahe 20jährigen Radiokooperation der Künsterduo gecko art (Evelyn Blumenau und Walter Kreuz) mit dem Bundesblindeninstituit in Wien sowie anderen Organisationen entstanden zahlreiche Audiobeiträge von blinden und sehbehinderten Menschen. Diese thematisieren mit viel Vehemenz und Entschlossenheit unterschiedlichste gesellschaftliche Bereiche: Sie sprechen über Erziehung, über Sucht, über die Stellung der Frau in anderen Erdteilen, über Sport, über Ausländerfeindlichkeit, über Flucht, über ihre Erstsprachen, über Lebensglück – und über Blindheit und in wie weit dieselbe klischeehaften Reaktionen in der Öffentlichkeit ausgesetzt ist. Der Weg zu tatsächlicher „Inklusivität” scheint sich in Absichtserklärungen, Wortblasen, Euphemismen und kosmetischen verkehrstechnischen Maßnahmen zu erschöpfen, während visuelles Selbstverständniss und Bild-Überfrachtung ständig zunehmen – was den „Gott des Sehens” freut. Wann fällt er endlich?
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