Um Verbleib und Nutzung des ehemaligen Geburtshauses von Adolf Hitler in Braunau am Inn herrscht in Österreich seit vielen Jahren große Uneinigkeit. Das Gebäude wurde mittlerweile enteignet und untersteht dem Innenministerium der Republik, das neuerdings Pläne zur architektonischen Umgestaltung vorgelegt hat, um den Ort, wie es heißt, als rechtsextremen Anziehungspunkt zu neutralisieren. Eine eigens dafür eingerichtete Kommission aus Historikerinnen und Historikern sprach sich schon vor Jahren dafür aus, den « Wiedererkennungswert und die Symbolkraft des Gebäudes dauerhaft » zu unterbinden. Diese Vorgabe widersprach wiederum anderen Vorhaben, wie etwa einem « Haus der Verantwortung », oder der Anmietung für Institutionen mit karitativen oder sozialen Zwecken. Der Streit setzt sich also weiter fort – weshalb umso mehr ins Blickfed zu rücken ist, was ein zeitgemäßes Gedenken an die NS-Terrorherrschaft überhaupt erfordert.
Die Studiodiskussion ging daher u.a. den Fragen nach, warum das sogenannte Hitler-Geburtshaus so große Beachtung findet, welchen Umgang die österreichische Nachkriegsgesellschaft mit dem « unerwünschten Kulturerbe » und der symbolischen Verknüpfung mit den NS-Verbrechen gefunden hat und was im Hinblick auf eine kritische und zukunftsorientierte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit tatsächlich zu beachten ist.
Mit Laura Langeder (Historikerin, Haus der Geschichte Österreich) und Martin Kranzl-Greinecker (Vorstand Mauthausen Komitee Österreich).
Moderation: Martin Wassermair