Der Weg

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Liebe Freunde und Freundinnen

Ein alter Freund aus Vorarlberg,  mit dem ich auch Jahrzehnte lang geschäftlich zusammenarbeiten durfte, ist nur wenige Jahre nach seiner Pensionierung verstorben. Das hat mich in diesem Fall so tief berührt, dass es mich erschreckt und aufgeschreckt hat.

Eine Woche lang hab ich gegrübelt, was mir diesen Mann so besonders an die Seele gelegt hat. Wahrscheinlich bin ich ja nicht der Einzige, der aus dem Bauch heraus seine Zu- und (wenige)Abneigungen vergibt, ohne sich die Mühe zu machen, nach den Wurzeln dieser Gefühle zu suchen. Man mag meinen, dass das vielleicht auch nicht nötig sei. Was sollte denn unser Intellekt mit unseren tiefen Empfindungen anstellen, außer sie zu relativieren, in Frage stellen, oder gar lächerlich zu machen?!

Glaub ich aber nach einigem Nachdenken doch nicht. Ein Ausleuchten so mancher finsteren Ecken unseres Gemüts rüttelt zwar manchmal an mystifizierten Selbstinszenierungen, an den Rollen, die wir uns in unserem unterbewusstem Dasein selbst auf den Leib schreiben. Der eine in Schwarz/Weiss, der andere in breitem Technicolor.

Ohne den fragenden, suchenden Blick auf uns selbst bleiben wir aber doch nur unsere eigene Marionette; die Rückkoppelung eines Mikrofons, das die Schleife der Selbstaufnahme zu immer schrillerem Gepfeiffe hochschraubt.

Nach einer Woche wusste ich es. Da ist nicht nur ein Mensch gegangen, den ich mochte und tief schätzte und der auch mich mochte. Da ist einer von denen gegangen, den man vielleicht nur einmal im Leben kennenlernen darf. Einer, zu dem mir der buddhistische Begriff der Einspitzigkeit in den Sinn kommt. Jemand, der jede Kurve des Lebens in Geradlinigkeit absolviert, der in seiner Meinung, seinen Überzeugungen, seine Handlungen, seiner Art, die Alltäglichkeit zu leben, immer so was von geradlinig  und fokussiert war ! Und all das nicht wegen der allseits grassierenden besserwisserischen und ego-zentrierten Scheuklappensicht der Dinge. Nein, das Ganze wegen und durch den breiten Panoramablick des Bergwanderers, den es aus den tiefen Tälern zur klaren Fernsicht zieht und der aus dieser Breite des Blicks dann seine Schlüsse zieht, wohl aber wissend, dass hinter dem weitestem Horizont oder dem nächstem Gipfel noch Dinge lauern können, die alles in Frage stellen. Und all das war dieser Mann in großer Gelassenheit und Selbstverständlichkeit.

Und wo liegt jetzt der Unterschied, ob ich ihn „nur“ mochte und schätzte, oder aber auch die Art seines Tuns und Seins analysiere und begreife?

Im Lernen!

Gut, vieles lernt man auch intuitiv. Aber die Zeit ist das Problem. Werkzeug, das auch erst erworben und verstanden werden muss, beschleunigt vieles. Gut, ich habe von Ihm gelernt. Vieles. Und die Funken seines Feuers haben in mir dankbaren Brennstoff gefunden. Aber mit rechter Anstrengung könnte es schneller hell werden.

Das wollte ich Euch sagen. Gehen wir mit unseren Freunden noch achtsamer um. Sie können unsere Zusatz-Augen, –Ohren, -Herzen und -Hirne sein, wenn WIR sie während der fruchtbaren Zeiten lassen.

 

Und für unseren Harald hab ich auch diese Stunde Musik zusammengetragen. Musik, die von Menschen kommt, die auch diese Art von extrem klarer, scheinbar anstrengungsloser und lebendiger Fokussiertheit in sich haben.

Die üblichen Verdächtigen sind John Coltrane, Duke Ellington, Charles Lloyd, Johann Sebastian Bach und Mercedes Sosa.

 

Gesundheit, Besinnung und Erkenntnis wünsche ich Euch

 

Liebe Grüße und Salut

Arnold

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