I. Eröffnung des Demokratie-Kongresses
I. 3. “Rhetorische Modernisierung, Individualisierung und die Frage der Politisierung” – Alexandra Weiss
Phänomene der sozialen Ungleichheit, Armut, Ausgrenzung werden in unserer Gesellschaft zunehmend als „individuelle“ Probleme verhandelt. Strukturelle Verhältnisse, die Ungleichheit, Gewalt und Herrschaft hervorbringen, bleiben unthematisiert. Hintergründe sind eine Rhetorik der „vollendeten“ Gleichheit, der vermeintlichen Chancengleichheit aller in der Gesellschaft sowie ein legistischer „Aktivismus“, der vermeintlich alle Diskriminierungsfälle regelt. Dies führt dazu, dass von Ausgrenzung und Diskriminierung Betroffene zwar (mitunter) Ziel von („Förderungs“-)Politik werden, in populärwissenschaftlichen und populistischen Diskursen und Politiken werden sie aber auch Ziel von Diffamierung oder Disziplinierung. Rhetorische Modernisierung und Individualisierung sozialer Probleme erweisen sich so auch als Mittel der Reduktion gesellschaflticher Komplexität, die die Politik der Aufgabe einer Problemlösung in einem strukturellen Sinn enthebt. In dem Beitrag soll der Frage nachgegangen werden, wie unter diesen Bedingungen Politisierung gelingen kann.
Alexandra Weiss: Politikwissenschafterin (http://www.a-weiss.net/).
Demokratie am Tableau.
Am 29./30. April 2011 hat in Innsbruck ein Demokratie-Kongress stattgefunden, der in Kooperation mit zahlreichen Organisationen und Initiativen veranstaltet wurde. Diskutiert wurde auf dem Kongress über Demokratiequalität, über Demokratie als Lebensweise und politische Mitgestaltung. Anlass für die Organisierung dieses Kongresses waren die Proteste der „Zornigen Frauen“ gegen die Sparpolitik auf Landesebene im Jahr 2010.