Liane Barnet liest den 2. Teil : „ Die Legende von der Trennung der Weißen und der Schwarzen “ aus „Kleine Negermärchen“, einer Sammlung afrikanischer Märchen von Blaise Cendrars, – eine Fortsetzung der Sendung, die im Juni „Black Lives Matter “ gewidmet war.
Über den Titel ist natürlich wieder zu sagen, dass dieser heute – auch aus der im Original französischen Bedeutung – wahrscheinlich nicht mehr so akzeptabel ist.
Lange war ich im Zweifel, ob ich dieses Märchen lesen soll – einfach weil die Schwarzen auf eine Art und Weise den Weissen quasi unterlegen sind, – die mich zuerst sehr verstört hat – und ein fettgefressener Gott läßt es so geschehen … Wer von uns will schon rassistisch sein…
Aber ist es nicht so ?
Einerseits ist der Sammler dieser Märchen, Blaise Cendrars, 1961 gestorben, Dichter und Schriftsteller, Zeitgenosse und Freund von Marc Chagall, Appollinaire und Jean Cocteau, alles andere als ein Rassist. Er war ein Abenteurer, trieb sich lieber in Anarchistenkreisen , und bei Revolutionären herum, – gekünsteltes und konformistisches Künstlerleben widerte ihn an. Seine Romane sind voll heftiger realistischer Fantasie und Bitterkeit – und auch voll Menschenliebe.
Und andererseits wollen afrikanische Märchen erklären, wie es dazu gekommen ist, dass das Leben so ist, wie es ist… – Versuche einer Weltdeutung in der realen, afrikanischen Lebenswelt.
Wenn die Weissen – in diesem afrikanischen Märchen – dann alles gewinnen, und die Schwarzen den schlechteren Teil abbekommen, wirkt es, als haben die Schwarzen selber schuld.
Für mich hilfreich war dann ein Artikel aus dem Standard, von Sabine Scholl: „Oben weiss, unten schwarz“, da sagt sie: „ . . . diese strukturell angelegten Ungleichheiten werden als persönliches Versagen etikettiert … Sie haben das Knie immer dicht an ihrem Hals …“
Also könnte man es auch anders sehen. Und vielleicht entfacht sich ja eine Diskussion darüber.
Redaktion: Liane Barnet
Musik: Paul Simon mit afrikan. Musikern „Under African Skies“