In dieser Sendung des anarchistischen Radios hört ihr ein Interview mit den letzten Mieter*innen der Hetzgasse 8 in Landstraße Wien. Zu dem Interview gibt es eine kritische libertäre Stellungnahme.
Beendet wird das Programm mit Veranstaltungshinweisen für die folgende Woche.
Ergänzung und Statement vom 3. April 2016:
Das anarchistische Radio wurde nach der Sendung am 27.3.2016 kontaktiert und darauf aufmerksam gemacht, dass es in der Hetzgasse 8, mehrere besetzte Wohnungen und eine gewaltsame Zwangsräumung eben dieser Bewohner*innen gab, die sich angeeignet haben was für sie notwendig und unvermeidbar war: jahrelang leerstehende Stockwerke in einem Gründerzeithaus zu nutzen und bewohnbar zu machen. Wir konnten einen Kontakt zu Leuten herstellen, die vergangenes Jahr in der Hetzgasse 8 besetzt haben. Die Mietverweigerer haben weder um Erlaubnis gefragt, noch auf Verträge gewartet, sondern ganz einfach den Raum zurück erkämpft, der uns sowieso schon gehört, aber von den Kapitalist*innen entrissen wurde, um unsere Ausbeutung und Abhängigkeit zu garantieren. Diese Praxis der Wieder-Aneignung unterstützen wir voll und ganz:
– Als Anarchist*innen wollen wir unser Leben selbst in die Hand nehmen und das Gewaltmonopol vom Staat zerschlagen. Ob privat oder staatlich, wir haben keinen Respekt vor Eigentum und verurteilen jede Kooperation mit Repressionsorganen (z.B. Polizei, Gerichte, Abschiebezentren).
– Unsere Solidarität mit den letzten Mieter*innen aus der Hetzgasse 8, ebenso wie mit anderen Betroffenen von Immobilienspekulation und Gentrifizierung ist nicht bedingungslos, wenn es keine/n Einigkeit/Konsens über anti-hierarchische, anti-staatliche und antikapitalistische Positionen gibt.
– Der kleinste, gemeinsam Nenner, um unsere Kräfte zu vereinen und gemeinsam zu kämpfen, ist nicht vorhanden, wenn stolze Bürger*innen die Initiative ergreifen, um unliebsame Nachbar*innen/Besetzer*innen/Migrant*innen zu kriminalisieren und mit der Polizei „Räuber und Gendarm“ gespielt wird. So geschehen in der Hetzgasse 8.
– Wenn Altmieter*innen gerne dabei zusehen wie Menschen aus ihren Wohnungen geschmissen werden, weil sie keine Miete bezahlen können oder wollen, dann werden wir die Mieter*innen nicht auch noch dafür „belohnen“, dass sie ihre Privilegien ausgenützt haben und es wahrscheinlich wieder tun werden.
– Unsere Kämpfe gegen eine Stadt der Reichen, setzen sich daraus zusammen, dass wir Häuser besetzen, gegenseitige Hilfe und direkte Aktionen organisieren, mit Nachbar*innen gegen Abschiebungen und Räumungen kämpfen, die soziale Revolution propagieren, selbstverwaltete Strukturen aufbauen und Freiräume verteidigen. Wir denken nicht ans aufgeben und wenn eine*r mit dem Gesetz in Konflikt geratet, kämpfen wir weiter.
„Wenn wir die Polizei angreifen, dann nicht um sie aus unseren Vierteln zu jagen, sondern um sie aus unseren Leben zu vertreiben.“ (Os Cangaceiros)
Außerdem hat sich im Interview ein Fehler eingeschlichen:
Die Gruppe „Zwangsräumungen verhindern“ aus Wien ist als eigenständige Gruppe tätig und nicht ein Teil von „Mietenwahnsinn stoppen!“, wie im Interview behauptet wird. Letztere unterstützen die interviewten Mieter*innen in der Hetzgasse 8 aktiv, hingegen „Zwangsräumungen verhindern“ war bis jetzt nur minimal beteiligt.
Miete verweigern, Kündigung ins Klo – Häuser besetzen, sowieso!
Von anarchistischen Radiomacher*innen