Manchmal komme ich mir vor wie im falschen Film….
Entschuldigt/Entschuldigen Sie diese Platitüde, aber mir fehlt die Lust, mich „gewählter“ auszudrücken.
Auslöser für meinen Unmut gibt es einige:
Die „grünen ÖBB“ haben aus für mich unverständlichen Gründen im Salzkammergut gewütet wie Sau. Der neu „gestaltete“ Bahnhof von Bad Goisern wurde auf ein Gleis zurechtgestutzt, den freiwerdenden Platz hat man einerseits mit einem völlig überdimensioniert erweiterten Bahnsteig versehen, andererseits die Fläche vor dem weggeputzten Ladegleis „brutal zugeteert“ und das letzte Grün bzw. den Charme einer Brachfläche ausradiert. Die ohnedies zu gering bemessenen Ausnehmungen für 2 Bäumchen machen das Kraut auch nicht mehr fett.
Allfällige verspätungsbedingte Zugkreuzungen werden nun über Goisern-Jodschwefelbad abgewickelt, nunmehr wiederum zweigleisig und mit einem barrierefreien Mittelbahnsteig ausgestattet. Ausführung der Bahnsteigsicherung vom ehemaligen Aufnahmsgebäude her Marke Alcatraz wie Freundin E. anmerkte, mittlerweile Standard bei Bahnhofsumbauten.
In Linz hat man seitens der Verkehrsplanung mittlerweile überrissen, dass für Begegnungszonen, die ein tatsächlich gleichberechtigtes Miteinander unterschiedlicher Mobilitätsformen ermöglichen sollen, mehr nötig ist als die Anbringung zu klein geratener Hinweistafeln. Anstatt aber vor Ort zu handeln und Straßenzüge wie die Hafnerstraße menschengerecht umzugestalten, richtet man mittels Gemeinderat ein Schreiben an Ministerin Gewessler mit der Bitte um einheitliche Kennzeichnung mittels Bodenmarkierungen.
Ein Freibrief fürs Nichtstun, wie nicht nur die Redaktion, sondern auch Menschen meinten, die eine Ahnung davon haben, wie Begegnungszonen beschaffen sein sollen.
In Linz darf der Werbering inzwischen Lichtreklamen auf der Fahrbahn – siehe Figulystraße – bzw. vor der Einmündung der Weingartshofstraße – samt begleitendem Radweg – dermaßen „deppat“ auf dem Gehsteig platzieren, dass eine sinnvolle und mögliche Radwegeüberfahrt zum Volksgarten nicht möglich ist, weil ja die RadfahrerInnen durch von der Leuchtreklame abgelenkte Autofahrende übersehen werden könnten.
Und, weil ja seit einigen Wochen auch in Zusammenhang mit „Raser-Exzessen“* auf den Einbahnen Humboldt- und Dinghoferstraße Temporedukton massiv gefordert wird, weiß die oder der mit Linzer Verhältnissen Vertraute: das wird so schnell nichts, Luger und Hein vertrösten auf die Fertigstellung des Westring/A26 und das Jahr 2031.
Manche Pendler fühlen sich freilich schon wegen der geplanten Einführung zusätzlicher 30-er-Zonen in der Innenstadt „schikaniert“, es soll aber auch Menschen geben, die in dieser Stadt wohnen und mit geringerer Lärmbelastung bzw. Gefährdung ihrer körperlichen Unversehrtheit leben möchten, aber die sind offenbar gar nicht so wenigen scheißegal.
Und vielleicht sollten sich manche der „Schikanierten“ auch anschauen, was „ihretwegen“ in den letzten Jahrzehnten an Straßenaus- und Neubau umgesetzt wurde und noch wird.
Dass es eine Oaschpartie ist, wenn Menschen mangels Arbeitsplätzen in ihrer Wohnumgebung in die Stadt pendeln müssen, bestreite ich nicht, allerdings sind manche PendlerInnen erst dadurch zu PendlerInnen geworden, weil sie aus der Stadt gezogen sind, ins Grüne, dort zur Zersiedelung und zum vermehrten Verkehrsaufkommen beitragen, vor dem sie vielleicht auch geflüchtet sind und so oder so offenbar der Meinung sind, dass Pendeln ein Freibrief dafür ist, möglichst rücksichtslos in Städte einzudringen. Oder dass Autobesitz ein Freibrief dafür ist, ganze Landstriche mit Freizeitverkehr zu versauen.
Ich gehe davon aus, dass ein Viertel bis ein Drittel der PendlerInnen nicht mit dem Auto fahren müsste, selbst wenn man „die Zumutbarkeit der ÖV-Nutzung“ nicht allzu streng auslegt.
Weitere Stichworte: wie lange muss jemand für sein Auto arbeiten? Wie hoch ist der durchschnittliche Besetzungsgrad?
Der Klimawandel geht uns am Oasch vorbei: Landesrat Steinkellner forciert die Planung der sogen. Osttangente = Ostumfahrung zwischen A7 und A1.
P.S.:
*Die Gänsefüßchen bei den Raser-Exzessen bedeuten nicht, dass ich diese Attacken auf die körperliche Unversehrtheit anderer nicht ernst nehme, im Gegenteil, aber mir gefällt diese hochgepeitschte Boulevard-Sprache nicht.
In der Sendung ging’s weiter auch um die Abschaffung von Kurzstreckenflügen, den nach wie vor steigenden CO2-Ausstoß, Reise-Erlebnisse in der Region, Informationen zu Schienenersatzverkehren, den “Stadtverkehr” in St. Valentin, die 1957 eingestellte Salzkammergutlokalbahn und den bevorstehenden Umbau der Regionalbushaltestelle an der Unteren Donaulände in Linz.
Peter Baalmann macht auf folgende Buchpräsentation und Diskussion in Form eines Webinars am 25. Juni ab 18 Uhr aufmerksam:
In seinem neuen Buch „Tempowahn. Vom Fetisch der Geschwindigkeit zur Notwendigkeit der Entschleunigung“ setzt sich der Verkehrsforscher Winfried Wolf mit den Zusammenhängen zwischen Tempowahn und Demokratieabbau, zwischen Geschwindigkeitsfetischismus und Faschismus, zwischen PS-Hochrüstung und Männlichkeitswahn und zwischen Entschleunigung und Urbanität auseinander. Dabei dringt er tief in die Geschichte der menschlichen Mobilität vor. An diesem Abend diskutiert er mit zwei weiteren Experten über die Abgründe des Geschwindigkeitsrausches und mögliche Auswege aus dem zerstörerischen Verkehrsgeschehen. Buchpräsentation und Diskussion. Mit dabei: die Prof. Heiner Monheim (Universität Trier) u. Hermann Knoflacher (Technische Universität Wien).
Teilnahme unter: https://zoom.us/j/96367979269?pwd=V0ZHUFZnekUwMmptVHdSNnZlRHdnUT09