Jeder von uns kennt körperliche Schmerzen. Wenn Mediziner mit Patienten konfrontiert werden, die chronische körperliche Schmerzen haben, stehen sie auch vor einem Problem: Wie kann man Schmerzen messen?
Schmerzen sind nicht objektiv messbar. Daher werden die Patienten routinemäßig gebeten, die Intensität ihrer Schmerzen auf einer numerischen Skala von 0 bis 10 Punkten zu bewerten. Dies mag für einige Zuhörer/innen zu einfach oder sogar unklug klingen. Es handelt sich jedoch um eine bewährte und erprobte Methode. Sie wird seit Jahrzehnten verwendet. Sie liefert konsistente Ergebnisse und zuverlässige Daten.
Im Jahr 2020 wurde eine neue klinische Studie veröffentlicht. Sie verglich bei 663 Patienten/innen mit chronischen Schmerzen die Schmerzintensität mit der Schmerzverträglichkeit.
Die Ergebnisse:
Kein Patient/in, der/die die Schmerzintensität mit 1 bis 3 (von 10) bewertet hatte, gab Schmerzen als “unerträglich” an. Nur 1 von 5, die ihre Schmerzintensität mit 4 bis 6 (von 10) bewertet hatten, gaben ihre Schmerzen als “unerträglich” an. Selbst bei den Patienten/innen, die ihre Schmerzintensität mit 7 bis 10 (von 10) bewertet hatten, also, intensive Schmerzen, gaben nur die Hälfte ihre Schmerzen als “unerträglich” an.
Die Schlussfolgerung:
Es besteht ein Missverhältnis zwischen Schmerzintensität und Schmerzverträglichkeit. Infolgedessen könnten wir über Folgendes nachdenken: Sollte ein neues Schmerzmaß eingeführt werden, ein Schmerzmaß, das sich auf die Schmerzverträglichkeit konzentriert, statt auf die Schmerzintensität?
Die Fokussierung auf die Schmerzverträglichkeit könnte Patienten/innen helfen zu verstehen, dass es nicht notwendig ist, die Schmerzintensität auf null zu behandeln und könnte Ärzten/innen helfen, Schmerzen nicht zu übertherapieren.