Kulturradio – die monatliche Sendung der IG Kultur Steiermark
In der September Ausgabe geht es um einen kritischen Blick auf das Thema kulturelle Vielfalt in einer (post)migrantischen Gesellschaft. Ihr hört Mitschnitte einer am 3. März 2022 stattgefunden Veranstaltung unter dem Titel „Fair Culture, organisiert von Kulturen in Bewegung und der österreichischen Unesco Kommission. Sowie eine ausführliche Diskussion mit İpek Yüksek (Journalistin, Verein Patika), Roohullah Borhani (Katib Farsi Bibliothek) und Laura Bäumel (Verein Kontra.Punkt) Wer tiefergehend an diesem Thema interessiert ist kommt am besten am 15. September zu unserer Veranstaltung im <rotor> Graz – Forum Fair Culture goes Styria.
Musik kommt von Yaga Yoman, Irina Karamarkovic, Ali Asaad, Seydou Traore & Johannes Jeindl Music und Rainy Day.
Min 05:05 Klara Koštal (Öst. UNESCO-Kommission)
Min 19:18 Anne Wiederhold-Daryanavard (Brunnenpassage)
Min 32:40 Galina Baeva (kulturen in bewegung, kültüř gemma!)
Min 48:25 Diskussion mit İpek Yüksek, Roohullah Borhani, Laura Bäumel
Kulturelle Vielfalt stellt einen der vielen Begriffe dar, ohne den unsere (post)migrantische Gesellschaft undenkbar ist. Doch es handelt sich auch um einen offenen Begriff mit vielen Grauzonen und ausgefransten Rändern, der präzisiert werden muss, um in weiterer Folge politische Wirkung zu entfalten.
Kultur ist a priori ein geteiltes Gut und die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur findet immer in Form von sozialen Interaktionen statt. Kulturelle Vielfalt, die durch die Anerkennung kultureller Rechte als soziales Grundrecht explizit wird, erhebt den Anspruch auf kulturelle Teilhabe und Teilnahme. Sie bezieht sich auf die Beziehung der Menschen zu kulturellen Aktivitäten sowie auf die Beziehung zwischen Kulturschaffenden und Publikum. Kulturelle Vielfalt zielt auf das fundamentale Prinzip der Chancengleichheit ab. In dem Sinne könnte ihre Förderung vieles bewegen: mehr kulturelle Bildung, Abbau von Einstiegsbarrieren im Kulturbereich, Förderung von lokalen Netzwerken und Eigeninitiativen, breitere und fairere Distribution von Kulturgütern u.a.
Wenn wir einzelnen Gruppen den Zugang zu Kultur strukturell verweigern und nur ausgewählte Personen als Repräsentant:innen zulassen, schaffen wir eine bloße „bunte Vielfalt“, welcher eine wahrhaftige Diversität im Kunst- und Kulturbereich fehlt. Statt eine Inklusion bzw. soziale Kohäsion kultureller Differenzen zu ermöglichen, konstruieren wir exklusive Strukturen, wodurch das Grundrecht marginalisierter Gruppen zur Selbstrepräsentation untergraben wird. Aufgrund der unterschiedlichen Interpretationen von kultureller Vielfalt durch unzählige Akteur:innen sind kritische Auseinandersetzungen mit dem Begriff notwendig.
Foto: Mangoranges