Heute zu hören: Der Vortrag « Geschlechterverhältnis in der anarchistischen Pädagogik » der Erziehungswissenchaftlerin Alexandra Opak, eine Vorstellung der libertären Pädagogik im Verhältnis zu verschiedenen anarchistischen und reformpädagogischen Strömungen, mit einem Schwerpunkt auf Perspektiven und Projekte von Louise Michel, Emma Goldman, dem Syndikalistische Frauenbund und den Mujeres Libres. Auffgenommen am 24. August 2021 in Chemnitz, im Rahmen des Festivals Kantine « de Pizan », übernommen vom freien Radio Corax.
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Eine Auseinandersetzung mit dem Geschlechterverhältnis in der anarchistischen Pädagogik von 1850 bis 1939 verdeutlicht die starke Verbindung des modernen Anarchismus zur Aufklärung. Obwohl ihre realpolitische Wirkung geringer ausfiel, transzendierten Anarchistinnen in ihrer Kritik des kontemporären bürgerlichen Feminismus dessen theoretischen Horizont. Libertäre Pädagogik sahen sie dabei als nützliches Mittel, um Prozesse vergeschlechtlichter Sozialisation und Arbeitsteilung zu wandeln. Louise Michel, Emma Goldman, der Syndikalistische Frauenbund und die Mujeres Libres übten nicht nur Kritik am Androzentrismus ihrer Genossen und der patriarchalen Gesellschaft ihrer Zeit, sondern versuchten anarchistische Utopien einem gesamtgesellschaftlichen Umbruch vorweg zu nehmen.
Aus Perspektive der historischen Bildungsforschung wird die libertäre Pädagogik zunächst in Verhältnis zu verschiedenen anarchistischen und reformpädagogischen Strömungen gesetzt, um anschließend die konkreten
Projekte und Themenschwerpunkte ausgewählter Akteurinnen vorzustellen.
Die Referentin Alexandra Opak ist Erziehungswissenchaftlerin aus Köln. Sie sucht Möglichkeiten politischer Bildung entgegen polarisierender Betroffenheitsethik und hofft sich in der Diskussion ihrer Vorträge einem Verständnis der philosophischen Theorien hinter grundlegenden Konflikten im Feminismus weiter anzunähern. Sie arbeitet aktuell zu bildungsphilosophischen Perspektiven auf den deutschen Sonderweg, zum Antisemitismus in Feminismus und Intersektionalitätsforschung, sowie zur Verwechslung von sozio-kultureller Verortung und politischem Standpunkt des Subjekts in identitätspolitischen Erkenntniskritiken.