Die gebürtige Innviertlerin Elisa Andessner wurde von der OÖ-Landes-Kultur GmbH eingeladen, an einem speziellen Residency-Programm teilzunehmen, bei dem sich die Künstler*innen selbst aussuchen können, an welchem Ort sie arbeiten wollen. Elisa Andessner hat sich für die kleine Stadt Juchitán de Zaragoza entschieden, um sich künstlerisch mit dem Thema Matriarchat auseinanderzusetzen. Im Oktober 2022 hat sie dort vier Wochen verbracht und für ihre Arbeit recherchiert.
Juchitán ist in Europa zu einer Art matriarchalen Insel der Sehnsucht geworden — dazu tragen Dokumentationen wie „Die mächtigen Frauen von Juchitán“ (arte 1999), Bücher und viele Artikel bei. Darin sieht man die Frauen den Markt im Zentrum der Stadt organisieren und betreiben. Frauen sind öffentlich präsent, sie organisieren Feste mit prachtvollen Kleidern und Blumen und sie sind die Stammeshalterinnen der Familien. Doch abseits dieser Bilder sieht das Leben der Frauen dort ganz anders aus. Für Frauen ist es vor allem nachts zu gefährlich, sich allein ohne männliche Begleitung frei zu bewegen — das erfährt Elisa Andessner kurz nach ihrer Ankunft selbst. Es herrscht eine hohe Kriminalität, die Geschäfte sind vergittert und verschlossen — der männliche Begleiter schützt einem vor Übergriffen. Dafür sind die Offenheit und Hilfsbereitschaft der Menschen vor Ort aber umso größer.
Im Interview erzählt Elisa Andessner über die tiefen patriarchalen Strukturen in Juchitán, über das Leben in einem Land wo Femizide an der Tagesordnung stehen, über die Erkenntnis wie der europäische Blick die Sicht auf die Dinge blendet, über ihre Arbeit und den Interviews vor Ort mit Frauen.