In dieser Sendung hören Sie eine Buchpräsentation und Diskussion, die im Aktionsradius Wien stattfand. Der Verleger Hannes Hofbauer diskutierte mit der Autorin Andrea Komlosy und ihrer Historiker-Kollegin aus der Schweiz, Tove Soiland.
„Zeitenwende. Corona, Big Data und die kybernetische Zukunft“ lautet der Titel des Buches, das 2022 im Promedia Verlag erschienen ist. Die Wirtschaftshistorikerin Andrea Komlosy beschreibt den Übergang vom industriellen zum kybernetischen Zeitalter und wirft dazu einen Blick zurück in die Geschichte, um die Corona-Krise als dynamisierendes Element dieser Zeitenwende verständlich zu machen. Der nunmehrige Übergang in die kybernetische Epoche korrespondiert mit einem neuen Wachstumszyklus der Ökonomie, die durch Digitalisierung, Robotik und Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine geprägt ist. Pharma, Biotech und Nanotechnologie stellen die Leitbranchen des neuen Zeitalters dar. Künstliche Intelligenz, Industrie 4.0, New Green Deal, Great Reset und die Messung aller Körperregungen und Gedanken beruhen auf Big Data. Mit den Corona-Gesetzen wurden neue Kulturtechniken „eingeübt“ – Home Office und Online-Handel zur Grundlage des Überlebens. Medizinische Überwachung, Bewegungskontrolle und biopolitische Konditionierung verwandeln den Körper in ein Interventionsfeld für Datenextraktion, Optimierung und Kontrolle. Covid-19 wird an Schrecken verlieren. Die Akzeptanz von Verdatung und Tracking ist jedoch Bestandteil des Alltags geworden. Schließungen und Absonderungen können jederzeit reaktiviert werden, wenn dieser Trend keine antisystemische Gegenbewegung zu entfachen vermag. Eine solche muss Lebensqualität statt Komplexität zum Ziel erheben sowie Selbstbestimmung und demokratische Kontrolle der zukünftigen Entwicklung einfordern.