Es gibt zwei Stunden Musik des Djembefola Soungalu Coulibaly. Am Mikrofon ist Robert Stöckler. Meine Ausführungen zur heutigen Sendung stützen sich hauptsächlich auf Informationen aus CD-Booklets und ein wenig von den spärlichen Informationen, die über den Künstler im Internet zu finden sind.
Soungalo Coulibaly wurde 1955 in Beleko in Mali geboren. (Beleko ist ein Dorf in der Region Baninko, 100 km von Segou). Soungalo Coulibaly wurde in der reinsten Tradition der Bambara erzogen. Er wurde einer entsprechenden Stammesinitiation unterzogen. Sein Vater war Leiter des Dorfes. Wir würden sagen Bürgermeister.
Bambara ist ein Volksstamm. Bambara bezeichnet auch die Sprache der Bambara. Es ist eine Mande-Sprache, die in Mali in Westafrika gesprochen wird. Sie gehört zum Dialektkontinuum (ineinander übergehende Dialekte der gleichen Sprache) des Manding, welches von ca. 30 Millionen Menschen in zehn Ländern Westafrikas in unterschiedlichem Maße verstanden und gesprochen wird. Schon in seiner frühen Kindheit begann die Ausbildung zum Trommler in seinem Dorf, und bereits im Alter von 8 Jahren begleitete er auf der Sabani, einer Trommel der Bambara, die Tänzerinnen auf den Festen. Auf der Bara, einer anderen Trommel aus seiner Region, spielte er die tradtionelle Begleitung für die Bauern während ihrer Feldarbeit. Und selbstverständlich tanzte er, wie alle jungen Leute seines Alters, während der Feste zur Musik der Balafone.
Während einer Hochzeit hörte Soungalo Coulibaly zum ersten Mal den Klang einer Djembé. Ein Djembémeister aus der Stadt Dioila war ins Dorf eingeladen worden, und während einer ganzen Woche hörte ihm der junge Soungalo Coulibaly fasziniert und gebannt zu, um am Abend für sich auf der Sabani das zu wiederholen, was er während des Tages gehört hatte. Auf diese Weise hat er seine ersten Rhythmen «geklaut», die er von nun an immer häufiger in das Repertoire seines Trommelensembles im Dorf integrierte.
Während der Feste suchte Sougalo Coulibaly immer wieder nach neuen Variationen dieser uralten Rhythmen, indem er sich durch die Schritte der Tänzerinnen inspirieren ließ. Von dem ersten Geld, das er sich so verdiente, kaufte er sich schließlich in Dioila seine erste Djembé, das Instrument, auf dem er heute zu den großen Meistern zählt. Weil er schon in seiner frühen Jugend als außergewöhnlicher Musiker galt, wurde er nicht zum Militärdienst eingezogen, um seine Region nicht des besten Trommlers zu berauben. Seine Musik brachte ihn immer wieder mit neuen gesellschaftlichen und musikalischen Bereichen in Kontakt, bis hin zu den Kult- und Magiefesten seiner Gegend.
Als seine Mutter erkrankte, mußte Soungalo sie in das Krankenhaus der nächsten größeren Stadt begleiten, um sich dort um sie zu kümmern. Als sich der Aufenthalt in die Länge zog, begann er mit den Djembémeistern der Stadt auf Festen zu spielen, um die Kosten für die Krankenpflege bestreiten zu können, und so begriff Soungalo, daß Musik zum Beruf werden kann – und wurde Djembefola. Soungalo Coulibaly ließ sich in Bouake, der zweitgrößten Stadt in Elfenbeinküste nieder, einem wichtigen kulturellem Knotenpunkt. Der Kontakt mit traditionellen Musikern aus Mali, Guinea und Burkina Faso, aber auch mit modernen Bands aus dem Land beeinflußten ihn, und nach und nach kreierte Soungalo seinen eigenen Stil. Sehr schnell wurde er Dank seiner außergewöhnlichen Virtuosität und seiner großen Musikalität als einer der besten Trommler der Stadt geschätzt.
Bouake stellt ein kultureller Knotenpunkt der Musik von der Elfenbeinküste, Guinea und Burkina Faso. Es war dort, dass Soungalo «Flez» Musik erfunden – eine Verschmelzung von Djembe, Dunun, Tama, djidunun, Balafon, kamelengoni, akustische Gitarre, karinyan und Gesang. Flez Musik schöpft aus dem Repertoire der Bambara, Malinke, Fulbe und Wasulunka Traditionen. Bei einem traditionellen Fest in einem Viertel von Bouaké machte Soungalo Coulibaly die Bekanntschaft eines französichen Musikers, Adrien Favreau, der nach Elfenbeinküste gekommen war, um Djembé zu lernen. Favreau ermöglichte Soungalo Coulibaly die ersten Konzerte in Frankreich und anderen europäischen Ländern. Innerhalb kurzer Zeit eroberte Soungalo Coulibaly mit seiner Musik das französische Publikum, und seine CDs machten seine Musik in der ganzen Welt bekannt. Sein Ruhm führte ihn zu Reisen in Europa, wo er berühmt wurde. Er bildete eine Gruppe mit dem französischen Musiker Vincent Zanetti und der erstaunlich, tief erdigen Sängerin Mariam Doumbia-Diakite. Sie nahmen eine Kassette und mehrere CDs auf.
Im Jahr 2004 gingen Soungalo und seine Gruppe gauf Europatournee. In der Schweiz wurde noch eine CD und ein Video aufgezeichnet. Am Ende dieser Tour wurde Soungalo sehr krank. Es wurde Krebs diagnostiziert. Er starb nur wenige Monate später. Soungalo gilt als einer der größten Meister der Djembe. Soungalo Geschichte ist einzigartig, weil er sich selbst das Spiel der Djembe beigebracht hat. Er besaß eine seltene Musikalität. Er hatte eine tiefe Kenntnis der Rhythmen aus verschiedenen Ländern. Er war einer der wenigen Nicht-Guineer, die ein tiefes Verständnis für einige der komplizierten Rhythmen Guineas wie die Dununba-Rhythmen hatte. Soungalo hatte auch ein enormes Wissen an unzähligen Solo-Phrasen. Er galt als Meister wie Adama Drame, Famoudou Konate und Mamady Keita.
Sie hören Rhythmen und Lieder des Djembemeisters Soungalo Coulibaly. Insbesonders aus dessen CD „Sankan Wulila“, die im Jahre 2000 aufgenommen wurde. Weiters Stücke aus der CD „L´art du djembe“ und „Soungalo Coulibaly live“ aus den Jahren 2002 und 2004. Teilweise wurde am Hof von Soungalo in Bouake aufgenommen. Manchmal wurde die CD so gemischt, dass man den Solisten Soungalo Coulibali besonders gut heraushört. Im Studio versuchte man, die Einstellung der Solodjembe so zu mischen, dass man sie so hört, wie sich der Solist selbst im Reigen der anderen Instrumente wahrnimmt. Sicher kein Nachteil für jene, die die Solophrasen aufmerksam verfolgen wollen. Jeder Rhythmus hat überraschende Entwicklungen, Neues, das noch nie gehört wurde. Es wurde alles versucht, um die unglaublichen Dynamik Soungalos Djembe-Solos, seine gewaltige Klang-Palette und dem Ausdruck «Sprache» und «Gesang» seiner Musik wiederzugeben.