Das Schäxpir Theaterfestival für junges Publikum fand 2023 vom 14. bis 24. Juni statt.
Rabbit Hole
Ein niederländisches Stück von De Toneelmakerij. Die Beschreibung des Stücks lautet folgendermaßen: Ist die Erde flach? Gibt es Corona überhaupt? Wird die Welt von Reptilien beherrscht, die sich als Menschen tarnen? Das alles sind Fragen, die Online herumspuken und sich in die Offline-Realität einschleichen. Wie werden junge Menschen in die tiefen Höhlen des Internets gesogen? Finden sie online die Verbindungen, die sie Offline verpasst haben? »Rabbit Hole« von De Toneelmakerij ist eine interaktive Produktion am Puls der Zeit. In dieser einzigartigen, medienübergreifenden Umgebung sind die Grenzen zwischen Online und Offline vollkommen verschwommen. Über die eigenen Smartphones wird das Publikum Teil der Chat-Foren, in denen sich auch der isolierte Samy bewegt. Folgst du ihm into the »Rabbit Hole«? Oder bleibst du lieber draußen?
Bevor das Stück im Deep Space des Ars Electronica aufgeführt wurde, hat Aylin Yilmaz mit Martien Langman gesprochen. Sie ist für das pädagogische Rahmenprogramm von Rabbit Hole verantwortlich. Auf Englisch spricht sie darüber, wie die Idee zu Rabbit Hole entstanden ist, und wie komplex es war, das Stück für den österreichischen und sogar den oberösterreichischen Markt zu adaptieren.
Schüler*innen des Ramsauer Gymnasiums haben über ihre Erwartungen zum Stück gesprochen. In der Schule wurden sie schon über Verschwörungsmythen aufgeklärt.
Das Handy zu benutzen war explizit gewünscht und gefordert. Das Publikum konnte in einem eigenen Chatraum Nachrichten verschicken oder der Hauptfigur, Samy, Nachrichten schicken. Bevor Rabbit Hole begonnen hat, konnte man sich TikToks, die teilweise sogar linzspezifisch waren, anschauen. Nach dem Ende des Stücks haben die Ramauer Schüler*innen ihre Eindrücke geschildert. Sie fanden die Möglichkeit gut, sich in das Geschehen via Chat einklinken zu können.
PRESS Play
von KOPERGIETERY, KGbe & playField. ist eine interaktive Show, die auf den wundersamen und trügerischen Weg der Freiheit innerhalb einer virtuellen Welt voller verborgener Algorithmen führt. Du entscheidest, was auf der Bühne passiert, wie sich die Geschichte entwickelt und welchen Weg die Figuren einschlagen. Das Publikum ist gleichermaßen Schauspieler:in wie Zuschauer:in. Die Sozialen Medien geben vor, was wir sehen und was nicht. Die Welt, die uns umgibt, erscheint immer formbarer. Dies führt zu einem falschen Gefühl der Kontrolle und belastet uns durch ein enormes Verantwortungsgefühl: Bestimmst wirklich du, wer du bist? Oder ist dies nur eine Illusion? Wer manipuliert hier wen? Was, wenn nicht nur du es bist, die/der eine Fernbedienung in der Hand hält? »PRESS Play.« erforscht das Land hinter den Avataren: die verborgenen Algorithmen, die uns heimlich in eine bestimmte Richtung lenken. Ist es an der Zeit sich zu wehren? Mach mit und lass das Spiel beginnen …
Vor dem Stück bekommt man ein dreieckiges Plastikteil mit 2 Knöpfen in die Hand gedrückt. Mit diesen 2 Knöpfen verändert man die Handlung von Press Play. Wohin gehen die Figuren? Was machen sie als nächstes? Finden sie gemeinsam ihren Weg? Die Fragen sind manchmal abstrakt, viel Zeit zum Überlegen bleibt nicht. Es ist aufregend darauf zu warten, ob die Mehrheit des Publikums die gleiche Entscheidung getroffen hat. Die 2 Darsteller*innen wirken anfangs wie Videospielcharaktere ohne viel eigene Persönlichkeit, aber je weiter die Handlung voranschreitet desto menschlicher wirken sie, desto schwieriger tut man sich mit den Entscheidungen. Besonders hervorzuheben ist auch das Setdesign. Mit einfachen rechteckigen Schränken lässt sich eine außerirdisch anmutende Welt gestalten. Es verstecken sich auch Überraschungen in den Gebilden, auf einmal poppt eine weiche, rosa Wiese auf oder runde Ballons rollen sich auf. Confetti wird in die Luft gewirbelt und alle Abläufe wirken bis auf die Sekunde perfekt getimed.
Nach Ende des Stücks sind Schüler*innen und Lehrpersonal von der Adalbert Stifter Mittelschule zu ihrer Meinung über das Stück befragt worden. Gerade die Erwachsenen fanden diese Art von immersiven und interaktiven Theater faszinierend und sind überzeugt, dass es einen ebenbürtigen Platz neben klassischem Theater einnehmen kann.
Bei beiden Stücken haben sich die interaktiven Elemente natürlich und passend angefühlt und keineswegs wie ein billiges Gimmick. Es hat viel mehr die Geschichte ergänzt. Es macht durchaus Sinn, Theater zu machen das sich auch technisch weiter entwickelt und sich an die digitale Realität anpasst.