Joni Mitchell wird am 7. November 2023 ihren 80. Geburtstag feiern, genesen nach jahrelangen schweren gesundheitlichen Problemen, mischt sie sich fidel wieder unter das Volk und singt, als wäre sie nie weg gewesen. Seht Euch das an, heuer bei der Verleihung des Gershwin Preises am 1.3.2023: https://www.youtube.com/watch?v=PNwjFU2yEBM .
Joni Mitchell gehört so wie Bob Dylan und Neil Young zu den großen musikalischen Legenden des 20. und 21. Jahrhunderts, die jetzt in ihrem Herbst ihre Leftovers aufbereiten, sichten und das, was sie einst nicht für gut genug für Veröffentlichungen hielten, aber heute für würdig zur Ergänzung des Kanons halten, mit der treuen Fan-Gemeinde zu teilen. Besser sie entscheiden das zu Lebzeiten selbst als später andere. „Blue“ hatte die damals 27jährige in den Legendenstatus gehoben. Eine schonungslose musikalische Reduktion auf das Skelett eines von der Liebe gegerbten Menschen, schlicht und spartanisch, ehrlich, nackt, verloren und doch voller Mut fürs Voran – „Ink on a pin / underneath the skin / an empty space to fill in“. David Crosby nannte Joni Mitchell „the best singer-songwriter of her time“.
Vor Kurzem ist eine weitere Box der Joni Mitchell Archives (Vol. 3) erschienen, die die Jahre nach Veröffentlichung der legendären LP „Blue“ 1971 dokumentieren und das bestätigt: Nach «Blue» zog sich Joni Mitchell in die kanadischen Wälder zurück, und von dort kam sie gierig nach Veränderungen zurück, zuerst folgte die LP „For the Roses“ (1972), dann erfand sie sich mit der, der Liebe, dem Sexus und allen Facetten dazwischen gewidmeten, ungeheuer erfolgreichen LP „Court and Spark“ (1974) auch musikalisch neu. Nicht mehr solo, nein, umrahmt von feinen Sessioneers wollte sie weiterspielen. Ihr Sound entwickelte sich immer mehr in Richtung sinnlich jazz-poppiger Fülle, auch unter Mitwirkung der Mitglieder von LA Express (Larry Carlton, Joe Sample, John Guerin, Max Bennett). Marvin Gayes „Let’s get it on“ (1973!) stand Pate (hört Euch das Demo für „Help me“ an – https://www.youtube.com/watch?v=otPQDEbVsc4 ). Darauf folgten dann das Live-Album „Miles of Aisles“ (1974) und ein Jahr später „The Hissing of the Summer Lawns“ (1975).
In unserer Sendung werden wir einen, in dieser neuen Box erstmals enthaltenen Mitschnitt eines hinreißenden Live-Konzerts vom 4. März 1974 in LA präsentieren, dies ergänzt um Demo-Aufnahmen, die frühe Versionen von späteren Klassikern dokumentieren. Freunde Jonis sind mitunter auch dabei, etwa Neil Young zur Zeit von „Tonight’s the night“. Long live Joni Mitchell, wir gratulieren von Herzen. Ad multos annos.
Nerds are welcome, and all the rest of you, too.
Zu hören sind wir als LIVE STREAM via www.o94.at, auf der Frequenz UKW 94.0 und im Kabel auf der Frequenz 92,7. Den Podcast zum Nachhören gibt es nunmehr sowie zu vielen anderen alten Sendungen von Kraft & Hell, appetitlich und übersichtlich geordnet, unter dieser URL:
https://cba.media/series/kraft-hell
Liebe Grüsse! Die Herren von KRAFT&HELL