Die Wiederbegegnung mit der wunderbaren Sprachwelt von Rainer Maria Rilke verdanken wir dem Komponisten Sascha Selke, der unlängst ein Album vorgestellt hat, auf dem er Rilkes Texte spricht und deren Bedeutung für seine künstlerische wie persönliche Entwicklung würdigt. Die von ihm dabei verwendete Aufnahmetechnik erzeugt eine besondere Nähe und Intimität zwischen dem Vortragenden und den Zuhörenden und befördert dergestalt das Lebendigwerden dieser zeitlosen Dichtung in unserer Gegenwart. Und weil solche Kunst immer auch zum Weiterentwickeln anregt, haben wir die hier veröffentlichte Audiocollage aus “Der Panther” und Peter Gabriels “Darkness” zusammengestellt. Sie wurde bereits als Signation für die Sendung “Selke spricht Sprachen” verwendet …
Dabei erinnerten wir uns, dass wir schon einmal eine Rilke-Audiocollage gestaltet haben, nämlich aus “Herbsttag” (gesprochen von Oskar Werner) und “Too Much Rope” von Roger Waters. Und zwar anlässlich unserer Livesendung vom 4553² Literaturfestival in Schlierbach 2014, in der wir die Autorin Brita Steinwendtner zu Gast hatten. Was also hat es mit dem Werk von Rainer Maria Rilke auf sich, dass es uns immer wieder begegnet und uns auch immer wieder zu eigenen, auf seine Gefühls- und Gedankenwelt verweisenden Bearbeitungen anstiftet? So ist mir vor einiger Zeit auch ein Zitat aus “Briefe an einen jungen Dichter” aufgefallen, das von geradezu welterschütternder therapeutischer Sprengkraft ist und dadurch auch in unserer Perlentaucher/Nachtfahrt zum Thema “Verdrängungen” eine wesentliche Rolle einnimmt:
“Vielleicht sind alle Drachen unseres Lebens Prinzessinnen, die nur darauf warten, uns einmal schön und mutig zu sehen. Vielleicht ist alles Schreckliche im Grunde das Hilflose, das nur von uns Hilfe will.”