Übersetzung ist ein wesentliches Mittel transkultureller Kommunikation. Dennoch ist sie oft gewaltsam. Das zeigt sich zum Beispiel an den Folgen der globalen Hegemonie des Englischen, das andere Sprachen zunehmend marginalisiert. Souleymane Bachir Diagne sieht jedoch Grund zum Optimismus. Er untersucht das dekoloniale Potenzial unterschiedlicher Übersetzungspraktiken: von den subversiven Wirkungen afrikanischer Übersetzungsliteratur auf koloniale Zielsprachen bis hin zur einer Dekolonialisierung des Denkens durch die Auseinandersetzung mit afrikanischen Philosophien.
Auch in der Kunst spielen Übersetzungsprozesse eine Rolle, sowohl bei der Wiedereingliederung von restituierten Werken in ihre Ursprungsländer als auch bei der Rezeption afrikanischer Kunst in Europa, die sich zwischen kultureller Aneignung und genuiner Übersetzungsleistung bewegt.
Souleymane Bachir Diagne entwickelt eine Ethik des Übersetzens, die Teil eines neuen humanistischen Projekts sein könnte: ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer von Gleichheit und gegenseitigem Respekt geprägten menschlichen Gemeinschaft, die postkoloniale Hierarchien zwischen globalem Norden und Süden hinter sich gelassen hat.
In französischer Sprache mit Konsekutivübersetzung ins Deutsche.
Beteiligte: Souleymane Bachir Diagne, 1955 im senegalesischen Saint-Louis geboren, ist Professor für Französisch und Philosophie an der Columbia University in New York.
Peter Engelmann ist Philosoph, Herausgeber der französischen Philosophen der Postmoderne und der Dekonstruktion und Leiter des Passagen Verlages.
Dolmetscherin: Margret Millischer ist Dolmetscherin, Übersetzerin und Lehrende an der Universität Wien.
Eine Diskussion vom 12. Mai 2024 aus dem Schauspielhaus Wien, organisiert von Passagen Verlag in Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus Wien und mit freundlicher Unterstützung des Institut français d’Autriche-Vienne.