Alternativne resnice, remigracija, lažnivi tisk … to so izrazi, ki so jih v naše besedišče uvedli podporniki teorij zarote. Običajni ljudje so v poplavi bolj ali manj nepreverjenih informacij vedno bolj zmedeni. Zaupanje v državne in evropske institucije ter v tradicionalne medije str-mo upada. Profesor Claus Oberhauser je sodelavec pri mednarodnem raziskovalnem projektu »COMPACT«, kjer bo prihodnje leto izdal knjigo na temo teorij zarote. Pojasni nam, kako teorije zarote delujejo in zakaj jih ne smemo odrivati na obrobje.
Krisen, bedrohliche Situationen und Unzufriedenheit befeuern Verschwörungstheorien, die sich rasch über soziale Medien verbreiten. Viele dieser Erzählungen sind harmlos oder führen lediglich zu Verwirrung, wie beispielsweise die Behauptung, die Mondlandung sei von der NASA vorgetäuscht worden. Doch wie gefährlich sind Verschwörungserzählungen, die gezielt auf die Zerstörung unserer demokratischen Gemeinschaft abzielen?
Ein analytischer Blick auf diese Phänomene kann dazu beitragen, sie zu entwirren und die zugrunde liegenden Denkmuster zu verstehen. Forschung und Offenheit für fundierte Information könne der Verbreitung von gefährlichen Verschwörungstheorien entgegenwirken, meint HS-Professor Mag. Claus Oberhauser, der Problemfelder des Verschwörungsdenkens analysiert, indem er feststellt, …
… im Verschwörungsdenken wird meistens eine innere Elite konstruiert, die den Staat eigentlich lenkt. Das heißt, man unterstellt den Personen, die gerade jetzt staatlich die Regierung bilden – oder auch Bürgermeister — oder andere Dinge, dass die eigentlich gelenkt werden, dass die ganz einen anderen Plan haben, dass die eine Agenda haben, die zum Beispiel gelenkt ist von der UNO, von der EU, von globalen Mächten: Globalisten nennt man das Ganze mittlerweile. Wenn die diese Erzählmuster dann ganz stark verstärken, dann kommt es zum großartigen Vertrauensverlust in demokratische Vorgänge, weil man es dann eben schafft, dass man Demokratie nur noch als Scheindemokratie darstellt.
Wobei zu diesen angesprochen Globalisten auch die EU zählt, und eines dieser Erzählungsmuster zur Europäischen Union ist immer …
… diese Fremdbestimmung von außen, das wird auch häufig wahrgenommen in Meinungsumfragen. Gerade in Österreich interessanterweise, dass man auch deswegen EU-skeptisch ist, weil man das immer als großen Eingriff von außen ansieht: Eben diese globalen Mächte, diese europäischen großen Mächte, ganz vage, die irgendetwas beschließen, die dann mich, wo ich jetzt gerade bin, in meiner Lebensweise einschränken wollen.
Verschwörungserzählungen enthalten häufig Kernbotschaften, die ein tiefes Misstrauen gegenüber demokratischen Institutionen schüren. Etwa als Angriffe auf «die da Oben», die angeblich mit finsteren Absichten gegen das Volk agieren. Ein weiteres Phänomen in diesem Kontext: Wissenschaftliche Fakten werden verdreht und seriöse Berichterstattung als «Lügenpresse» diffamiert, und ist daher als äußerts problematisch anzusehen …
… weil wenn ich dieser Presseberichterstattung ständig unterstelle, dass sie lügt, (es) nicht stimmt, was sie berichtet und sie immer unter Ideologieverdacht stelle und dadurch auch unterstelle, dass sie gekauft ist, um wiederum bei diesem Globalisten-diskurs zu sein, dadurch erschüttere ich sozusagen auch das Vertrauen in diese Medien. Das heißt, Medien sind dann ständig dazu aufgerufen, dass sie ihre Berichterstattung offenlegen, dass sie das machen und das machen und das machen und auf jeden Fehler wird dann hundertfach hingewiesen. Das heißt, dass auch diese Form der Wiedergabe, der medialen Wiedergabe, ganz stark unter Beschuss gerät und das wiederum geht einher mit diesem Vertrauensverlust. Gleichzeitig einher mit einem Aufstieg von bestimmten alternativen Medien, die auf einmal dann viel mehr gesehen werden. Also das sind so diese ganz wichtigsten Dinge.
Und gleichzeitig geht es darum, dass man, wenn man ständig das thematisiert: Fakten. Es gibt alternative Fakten, also es gibt also nicht eine Wahrheit, es gibt Wahrheiten, ganz egal, welche man glaubt. Dadurch ist es langsam, aber sicher geht man immer mehr und mehr dazu über, eben die Menschen auch zu verwirren, indem man eben, wenn man klar sagen kann: „Naja, so ganz einfach ist das nicht.“ Man müsste auch woanders hinschauen und es geht dann alles auf und zu und dadurch nimmt man dann die Kraft, die – nochmal, diese Kraft des Faktischen — wird aber auch viel, viel weniger. Und es kommt alles in einen bestimmten Diskurs hinein, der dann auch sprachlich gestaltet wird.
Der ungarische Medienforscher Szűts Zoltán attestiert in diesem Zusammenhang einen Mangel an Kontrollen bei Fake News oder bei der Beurteilung über die Echtheit von Veröffentlichungen.
Ich sehe nicht, dass die Filter in den sozialen Medien funktionieren, um diese Fake News herauszufiltern. Oder es gibt eine wachsende Schicht von Menschen, die auf Seiten wie Telegram gehen — wo diese Art von Filtern nicht funktioniert, was dem World Wide Web der 1990er Jahre sehr ähnlich ist — und dort gibt es einen wilden Westen von Inhalten, die unkontrolliert erscheinen. Immer häufiger sehen wir, wie Nutzer von hier aus Videos konsumieren, deren Echtheit niemand überprüft hat.
Politisch rechtsorientierte Gruppen und Parteien benutzen immer wieder, zur Optimierung ihrer politischen Ziele, ganz bewusst dieses Instrument der Verschwörungstheorien. Wobei Claus Oberhauser auch auf linken Extremismus verweist:
Ganz bewusst. Aber ich muss dazusagen, das machen genauso linksextreme Parteien. Wenn man jetzt genau hinschaut in quantitativen Messungen, sieht man, dass Verschwörungsdenken im linken Extremismus und im rechten Extremismus sehr stark ausgebreitet ist. Das ist so, aber, muss man jetzt einschränken: Was wir aber gesehen haben in den letzten Jahren, ist, dass gerade von der rechten Seite her — und das zeigen auch die Erfolge der rechtspopulistischen Parteien sehr klar — diese Strategie, Verschwörungstheorien einzusetzen, voll aufgegangen ist. Und auf eine Art und Weise voll aufgegangen ist, die äußerst unangenehm ist, weil andere Parteien begonnen haben, erstens, das Vokabular zu übernehmen. Das sind ganz bestimmte Begriffe, die auf einmal da sind. „Globalisten“ zum Beispiel. Oder der furchtbare Begriff „Remigration“, der einer ist, der noch verpönt war vor ein paar Monaten und jetzt schon mittlerweile auf Wahlplakaten steht. Das heißt, es sickert dann langsam, aber sicher ein.
Rechte Gruppierungen haben es sehr stark geschafft, gesellschaftlichen Druck auszuüben, auch durch ihre Sprachverwendung, durch diese Verschiebung der Grenzen des Sagbaren, wie das Ruth Wodak[1] immer so schön herausgearbeitet hat. Das zeigt sich einfach ganz klar, und es wird auch relativ stark jetzt im medialen Diskurs erstens mal klar manifestiert, dass das sehbar ist, und zweitens wird das auch sehr stark diskutiert. Es ist nur ein bisschen schwierig, die Geister, die man jetzt gerufen hat, auch wieder loszubekommen.
Einen wichtigen Hinweis über die Bedrohungen durch Desinformation unter Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI), liefert Gašper Andrinek, der verdeutlicht:
Desinformation ist heute eine extrem große Bedrohung. In einer Zeit, in der wir auf Schritt und Tritt von Informationen umgeben sind, in der wir überall Ablenkungen erleben, gibt es auch mehr Fehlinformationen. Darüber hinaus sind sie sehr effektive Waffen in vielen Propagandakriegen auf der ganzen Welt. Mit dem Aufkommen der Künstlichen Intelligenz hat diese Bedrohung zugenommen. Eines der offensichtlichsten Beispiele waren kürzlich die künstlich erzeugten intimen Videos der amerikanischen Sängerin Taylor Swift. In Wirklichkeit aber treten die gefährlichsten Auswirkungen der Desinformation in Kriegen auf. Es ist seit langem bekannt, dass Russland mit seinem Propagandaplan seit mehreren Jahren systematisch Desinformationen verbreitet, um die Lage in seiner Nachbarschaft, in der Ukraine, in den baltischen Staaten und anderswo zu destabilisieren.
Aufklärung, Information oder Faktencheck sind Möglichkeiten, um sich Orientierung zu verschaffen – dazu einige Empfehlungen von Claus Oberhauser:
Ich glaube, was wichtig ist, dass man sich ganz bewusst eben multiperspektivisch an alles heranwagt. Bedeutend ist: man muss sich eben auch mit diesen Verschwörungstheorien auseinandersetzen. Man darf sie nicht verbannen, irgendwo da rechts außen und dann zuschauen wie andere das übernehmen, sondern man muss das auch lernen: Wie argumentiert man da? Warum drehen die das Ganze um? Welche Muster stehen denn da dahinter? Und gleichzeitig muss man sich dann die anderen Seiten anschauen.
Und kritisch denken ist so dieses Schlagwort, was man eigentlich hat. Kritisch denken tut man eigentlich nur dann, wenn man dazu in der Lage ist, analytisch zu denken, also die Dinge auseinandernehmen zu können und eben dazu in der Lage ist, herauszufinden, wie wird denn ein Faktum überhaupt ein Faktum? Und was steckt da eigentlich alles dahinter? Und wie diese andere Seite, die es auch gibt, wie versuchen sie, das Ganze zu dekonstruieren? Also wie nehmen sie dieses Konstrukt auseinander? Und wenn man es geschafft hat, sich das Ganze anzusehen, dann ist man ein ganzes Stück weiter gekommen.
Abschließend sei noch auf die Beratungseinrichtung MIMIKAMA verwiesen, die Fakten-Checks durchführt und das Ziel verfolgt, über Desinformationen oder Fake-News aufzuklären.
Weiterführende Informationen sind verfügbar unter: https://www.verein-mimikama.at/
Profesor Claus Oberhauser pojasni, da je zarotniško razmišljanje nevarno za demokracijo, saj predpostavlja obstoj elite, ki dejansko nadzoruje državo, agendo pa diktirajo na primer ZN, EU ali globalne sile. Zagovorniki te teorije zarote se imenujejo globalisti. Teorija zarote seže tudi na evropski nivo, saj nekateri dojemajo EU kot nekakšen poseg od zunaj, ki odloča o posamezniku in ga želi omejiti. Takšno razmišljanje lahko vodi v izgubo zaupanja v demokratične procese in demokracijo samo, svari Claus Oberhauser.
Na udaru so tudi tisk in mediji na splošno, opozarja sogovornik. Tako imenovani »lažnivi tisk« naj bi bil kupljen in del te globalistične zarote. Po drugi strani pa obstajajo tako imenovana „alternativna dejstva“, torej ne obstaja ena resnica, obstajajo resnice. Posledično so ljudje vedno bolj zmedeni, meni Claus Oberhauser.
Madžarski medijski raziskovalec Szűts Zoltán pa vidi, da filtri na družbenih omrežjih ne delujejo tako, da bi izločili lažne novice. Povečuje se sloj ljudi, ki hodi na spletna mesta brez tovrstnih filtrov, kot je na primer Telegram. Uporabniki od tu širijo videoposnetke, katerih pristnosti ni nihče preveril, poudari Szűts.
Kako se torej lahko zoperstavimo poplavi dezinformacij in teorij zarote? Claus Oberhauser meni, da je pomembno, da se ukvarjamo s teorijami zarote. Ne moremo jih izgnati na obrobje, ampak jih moramo kritično analizirati. Kritično lahko razmišljamo le, če smo sposobni razmišljati analitično, z drugimi besedami, če smo sposobni informacijo razstaviti in ugotoviti, kako neko dejstvo sploh postane dejstvo. In če nam uspe pogledati na stvar celostno, potem smo prehodili dolgo pot, zaključi Oberhauser.
[1] Ruth Wodak ist eine österreichische Sprachsoziologin und Diskursforscherin und emeritierte Professorin für angewandte Sprachwissenschaften der Universität Wien und der Lancaster University. Wodak gilt als eine der Entwicklerinnen der kritischen Diskursanalyse (Critical Discourse Studies). Sie hat sich intensiv mit Kommunikation in Institutionen, Identitätspolitik, Gender Studies, politischer Kommunikation, Populismus und Vorurteilsforschung auseinandergesetzt.
Kurzbiografien
HS-Prof. Mag. Mag. Claus Oberhauser, PhD lehrt und forscht als Hochschulprofessor an der Pädagogischen Hochschule Tirol. Seine Forschungsschwerpunkte: Außerschulische Lernorte, Globalgeschichte, Verschwörungstheorien und Politische Bildung. Er leitet verschiedene geschichtsdidaktische und historische Projekte. Der Geschichtswissenschaftler war am internationalen Forschungsprojekt „COMPACT“, das zu Verschwörungstheorien forscht, beteiligt. Sein Fachbuch zur Thematik erscheint im Jahr 2025.
Informationen zu COMPACT und dem „Leitfaden Verschwörungstheorien“ sind verfügbar unter: https://conspiracytheories.eu/_wpx/wp-content/uploads/2020/04/COMPACT_Guide_Deutsch-2.pdf
Weiterführende Hinweise zu Ausschnitten:
Szűts Zoltán ist Forscher für Medien und digitale Pädagogik sowie Dekan der Pädagogischen Fakultät der Katholischen Universität Eszterházy Károly in Ungarn. Der Ausschnitt wurde einem Beitrag von Vörös Gábor auf Euranet Plus entnommen.
Gašper Andrinek ist Präsident des slowenischen Journalistenverbandes. Der Ausschnitt wurde einem Beitrag von RTV -Slovenija auf Euranet Plus entnommen.