Vive l’Europe! #17 — Digitale Gewalt gegen Frauen

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Vive l´Europe
  • 20241126 Digitalno nasilje nad ženskami FINAL
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Am 26. November, ist der zweite Tag der weltweiten Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“. Die Kampagne, die unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen steht, beginnt am 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen, und läuft bis zum 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte. Ziel dieser 16 Tage ist es, das weltweite Bewusstsein zu schärfen und konkrete Maßnahmen zur Verhinderung geschlechtsspezifischer Gewalt zu fördern.

Gemeinsam markieren wir die Kampagne mit der Botschaft, dass alle Formen von Gewalt gegen Frauen inakzeptabel sind und dass wir alle dazu beitragen müssen, eine sicherere Zukunft für alle zu schaffen.

Die Statistiken in den EU-Ländern zeigen ein alarmierendes Bild: Jede dritte Frau in der EU erfährt mindestens einmal im Leben körperliche oder sexuelle Gewalt, in der Altersgruppe der 15- bis 18-Jährigen sind es sogar zwei von drei Frauen. 2 600 Frauen sterben nach Angaben des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen (European Institute for Gender Equality) jedes Jahr an den Folgen von Gewalt durch einen Partner oder ein Familienmitglied — das sind mehr als sieben Frauen jeden Tag.

Digitalne oblike nasilja, kot so spletno nadlegovanje, deljenje intimnih fotografij brez soglasja ter kibernetsko zalezovanje so pogosto spregledane oblike nasilja. Gre za sodobne oblike nasilja, ki so v skokovitem porastu, zato smo se odločili, da jim v današnji oddaji posvetimo pozornost. Digitalno partnersko nasilje ima velike posledice za duševno in socialno življenje žrtev, je jasna današnja gostja Jenny-Kerstin Bauer – strokovnjakinja na področju digitalnega nasilja nad ženskami.

»Das Internet ist kein rechtsfreier Raum, auch wenn das manchmal von den Tätern als solcher wahrgenommen wird, weil sie ja relativ schnell und einfach über das Netz Gewalt ausüben können.  Wir haben eine sehr breite Gesetzeslage. Es ist immer die Frage, wie die auch dann angewendet wird und ob es auch zur Strafverfolgung kommt. Also wir haben jetzt eine neue Situation, auch durch den digital services act aus der EU, dass auch die Plattformen wie Facebook und Instagram mehr zur Verantwortung gezogen werden müssen. Und wir haben hier die Verpflichtung, zum Beispiel von den sozialen Netzwerken, dass die Meldewege — also wenn ich etwas löschen möchte, wenn ich etwas melden möchte — dass ich das als Userin auch ganz einfach finden kann und dass mir auch geholfen wird, wenn ich dieses Recht nicht durchsetzen kann.

Cyber-Gewalt oder auch digitale Gewalt — das ist ein Sammelbegriff für ganz viele unterschiedliche Formen von Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Bei Cyber-Gewalt versucht die gewaltausübende Person — das ist meistens der Freund, der (Ex-)Mann oder eine der Betroffenen bekannte Person — über das Netz Macht und Kontrolle über die Frau umzusetzen. Das Ziel der gewaltausübenden Person ist immer eine Abhängigkeit der Frau herzustellen, oder der Frau irgendwie in ihrem Wohlbefinden zu schaden.

Man kann auch — wenn man sich im Netz äußert und irgendwie eine Meinung bezieht, dann passiert es leider auch, dass Frauen angegriffen werden aufgrund ihrer Meinungsäußerung, oder dass sie massiv auch aufgrund von ihrer Herkunft oder ihrer Haltung auch angegriffen werden — rassistisch angegriffen werden von anonymen Tätern im Netz.«

Sogovornica opiše tudi konkretne primere digitalnega nasilja, katerega povzročitelji poznajo žrtev.

»Ein Beispiel aus der Beratungserfahrung von den Frauen- und Mädchenberatungsstellen ist: Zum Beispiel eine Frau wird über soziale Netzwerke oder auch über Cloud-Dienste verfolgt. Also die gewaltausübende Person hat sich zum Beispiel den Zugang zu den Passwörtern erschlichen oder liest einfach die Kommunikation der Frau mit und weiß, was sie zum Beispiel auf Instagram schreibt oder welche Fotos sie auch in ihre Cloud hochlädt und stalkt sie durch diese Informationen, die sie (die Person) dort erfährt.

Es gibt auch Fälle, wo zum Beispiel der Täter auch eine Stalkerware, eine sogenannte Spionagesoftware auf den Smartphones der Frauen installiert, um in Echtzeit über viele Dinge des Telefons der Frau informiert zu werden. Das wäre Cyberstalking, oder Stalking auch genannt.

Eine andere Form ist, dass zum Beispiel Fotos oder Filme von den Frauen oder den Mädchen ohne deren Zustimmung online gestellt werden und weiterverbreitet werden. Das heißt, es sind vielleicht Bilder, die noch in der Beziehung im Einvernehmen erstellt worden sind, wo die Frau gesagt hat: »Ja, das ist kein Problem für mich.« Und dann werden die nach Beendigung der Beziehung im Netz veröffentlicht — ohne die Zustimmung der Frau. Oder sie werden beispielsweise auch auf pornografischen Plattformen hochgeladen. Dann spricht man hier von der sogenannten bildbasierten digitalen Gewalt.  Eine weitere Form ist, dass der Ex-Partner ohne das Einverständnis der Frau mit ihrer Kreditkarte im Netz einkaufen geht, ganz viele teure Dinge kauft, diese dann auch kaputt macht, sodass sie sie nicht mehr zurückschicken kann. Und da würde man dann von Identitätsdiebstahl sprechen.  Das sind alles sehr unterschiedliche Formen von Cybergewalt und es gibt noch viel, viel mehr. Es gibt auch sehr viele unterschiedliche Methoden, die die Täter anwenden aber… Das, was sie alle gemeinsam haben: Dass sie einfach massive Auswirkungen auf die Betroffenen haben.

Also die Betroffenen fühlen sich verfolgt, sie fühlen sich psychisch sehr unter Druck gesetzt mit der Situation. Sie haben Angst — Angst, dass Informationen oder Bilder zum Beispiel an den Arbeitgeber, an die Familie weitergegeben werden. Oder dass sie einfach nicht den Online-Raum so nutzen können, wie sie das gerne wollen, einfach frei — und dieses Privileg wird den Frauen genommen.«

Digitalno nasilje je v porastu. Ob zasledovanju, blatenju, kraji osebnih podatkov, identitete in izsiljevanju je še mnogo drugih oblik. Pomembno je, da vemo, kako se lahko zaščitimo in kam se obrniti po pomoč še izpostavi Jenny-Kerstin Bauer, strokovnjakinja na področju digitalnega nasilja nad ženskami.

»Das Wichtigste: Zuerst ist es nie die Schuld der betroffenen Frau. Also sie kann natürlich sich mit gewissen Hilfsmitteln schützen,  aber die Verantwortung für die Tat liegt beim Täter. Der muss auch herangezogen werden. Die Frau kann sich vertrauenswürdige Hilfe suchen. Sie kann sich zum Beispiel an eine Beratungsstelle wenden und in Kontakt treten und nach außen gehen, auch ein weiteres Vorgehen dort mit der Beraterin besprechen.

Der zweite Punkt ist, dass alles dokumentiert werden soll, was der Frau passiert. Also wenn sie zum Beispiel viele Beleidigungen auf WhatsApp bekommt, dann soll sie diese dokumentieren. Dazu kann sie Screenshots zum Beispiel anfertigen auf ihrem Telefon. Sie solte das auf jeden Fall dokumentieren, falls sie in den nächsten Schritt — zum Beispiel polizeiliche oder rechtliche Schritte — eingehen möchte, dass sie Beweise hat.

Wichtig ist es auch, dass die Angriffskette durch den Täter unterbrochen wird. Hier geht es um die digitale Sicherheit der Frau. Dass sie zum Beispiel Zugriff auf eine sichere E-Mail-Adresse hat, dass sie sichere Passwörter verwendet, dass sie überall auf jeden Account auch zwei Faktoren-Authentifikationen eingestellt hat.

Der vierte Schritt ist, sie kann natürlich polizeiliche Schritte gehen, sie kann natürlich rechtliche Schritte gehen und da könnte auch die Beratungsstelle helfen, den Kontakt zu einer Rechtsanwältin zu legen.«

EU dela pomembne korake v smeri preprečevanja digitalnega nasilja. O namerah EU poslanka Benedetta Scuderi iz skupine Zelenih Evropske svobodne zveze:

» Zavedamo se, da je sovražni govor, zlasti digitalni, izjemno uperjen proti ženskami in krepi udeležbo moških v javnih razpravah, civilni družbi in politiki. Verjamemo, da bo za to Komisijo in Parlament izredno pomembno, da se ukvarjata s sovražnim govorom, si prizadevata za zmanjšanje diskriminacije in sovraštva na digitalni in nedigitalni ravni, da bi tako okrepila udeležbo in opolnomočenje žensk.«

V današnji oddaji smo skozi pogovor s strokovnjakinjo na področju digitalnega nasilja nad ženskami – Jenny-Kerstin Bauer, osvetlili tematiko digitalnega nasilja, ki je sodobna in pogosto spregledana oblika nasilja. Za žrtve ima daljnosežne posledice na področju duševnega zdravja in socialne vključenosti. Današnja gostja je izpostavila, da je digitalno nasilje večinoma izvajano s strani sedanjih ali bivših partnerjev, ki žrtev želijo nadzorovati, ustrahovati in izsiljevati. Spletno nadlegovanje, deljenje intimnih fotografij ali posnetkov brez soglasja, kibernetsko zalezovanje ter omejevanje dostopa do digitalnih vsebin so le nekatere izmed oblik digitalnega nasilja.

Die Europäische Union bemüht sich intensiv um die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen durch einen rechtlichen Rahmen. Die Istanbul-Konvention, das zentrale internationale Dokument zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen, wurde 2011 im Rahmen des Europarats verabschiedet. Die EU hat die Konvention im Juni 2023 formell ratifiziert, obwohl die einzelnen Mitgliedstaaten dies noch nicht getan haben. Derzeit gehören Ungarn, Bulgarien, Litauen, die Slowakei und die Tschechische Republik zu den EU-Ländern, die das Übereinkommen nicht ratifiziert haben, hauptsächlich aufgrund von Bedenken hinsichtlich der Geschlechterdefinition und der Einmischung in die Familienpolitik.

Im April dieses Jahres unternahm die Europäische Union einen wichtigen Schritt zur Prävention von Gewalt gegen Frauen. Die Europäische Richtlinie zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt wurde im April 2024 verabschiedet und fand im Europäischen Parlament mit 522 Ja-Stimmen, 27 Nein-Stimmen und 72 Enthaltungen breite Unterstützung. Der Widerstand gegen die Verabschiedung der Richtlinie kam hauptsächlich von konservativen politischen Gruppen, die argumentierten, dass die Richtlinie zu sehr in das nationale Recht eingreift oder Themen behandelt, die nicht auf EU-Ebene geregelt werden sollten. Die Richtlinie konzentriert sich auf den Schutz von Opfern, die Bestrafung von Tätern und digitale Formen der Gewalt, einschließlich Stalking und der Weitergabe von Intimfotos ohne Zustimmung. Zu den wichtigsten Neuerungen gehören Straftaten wie Zwangsheirat, weibliche Genitalverstümmelung und sexuelle Gewalt durch digitale Technologien. Die Mitgliedstaaten müssen diese Maßnahmen bis 2027 umsetzen, einschließlich einer verbesserten Unterstützung für die Opfer, z. B. durch individuelle Bewertungen der Bedürfnisse der Opfer.

Wenn Sie ein Opfer von Gewalt sind, wenden Sie sich bitte an die kostenlose 24-Stunden-Hotline 0800 | 222 555, um Hilfe zu erhalten.

​Če ste žrtev nasilja, se po pomoč obrnite na 24 ur na dan dosegljivo brezplačno telefonsko številko 0800 | 222 555.

 

Kurzbiografie

Jenny-Kerstin Bauer

Arbeitet in der Geschäftsführung des Netzwerkes österreichische Frauen- und Mädchenberatungsstellen mit Schwerpunkt auf Kommunikation und Cybergewalt. Sie arbeitet seit 2016 als selbstständige Sozialwissenschaftlerin in Wien. Spezialisiert hat sie sich dabei auf die Durchführung von Vorträgen und Fortbildungen zu digitaler Gewalt / Cybergewalt gegen Frauen und die mediale Darstellung von Gewalt gegen Frauen in Österreich und Deutschland.

Erschienene Publikation: Geschlechtsspezifische Gewalt in Zeiten der Digitalisierung. Formen und Interventionsstrategien. Open Access zu dem Grundlagenbuch

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