Dr. Josef Pühringer goes (not) Burschenbundball – Kommentar der Woche

Podcast
FROzine
  • kommentar-lh-burschenbundball
    06:25
audio
32:31 min
Rundgang zu Arbeitslosigkeit in Linz
audio
57:12 min
Wo bleibt die Solidarität in der Klimakrise?
audio
50:00 min
Kindergesundheit in Österreich
audio
57:59 min
Caritas feiert Inklusion
audio
50:00 min
Probleme der Lichtverschmutzung
audio
43:14 min
Ausblicke für Frauen in Haft
audio
59:35 min
Perspektiven von Frauen in Haft
audio
14:47 min
Hunger.Macht.Profite in Oberösterreich
audio
50:00 min
Weltempfänger: Weltklimakonferenz COP29
audio
52:12 min
Lebenssituationen von Alleinerziehenden

Dieser «Kommentar der Woche» besteht zum Einen aus dem offenen Brief, der – von zahlreichen Personen des öffentlichen Lebens unterschrieben – LH Dr. Josef Pühringen dazu auffordert, den Burschenbundball nicht zu besuchen. Zum Anderen aus der Antwort des Landeshauptmanns. Und zu guter Letzt aus einer Abschlussbemerkung zum Antwortbrief, die so knapp ausfällt, wie dieser Brief es verdient.

 

——————-

Der offene Brief:

Linz/Wien, am 15. Jänner 2013
Herrn Landeshauptmann
Dr. Josef PÜHRINGER
Landhausplatz 1
4021 Linz
Offener Brief:
Keine Teilnahme am ewiggestrigen Burschenbundball!
Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Der Ball der schlagenden Burschenschaften in Wien (bisher
WKR-Ball, heuer Akademikerball) löst immer wieder breite
demokratische Proteste aus. Im Vorjahr haben an diesen
Protesten rund 10.000 Menschen aktiv teilgenommen. Beim Ball
handelt es sich um das gesellschaftliche Hauptereignis
deutschnationaler bis rechtsextremer Studentenverbindungen,
die damit ihre Salonfähigkeit und ihren Einfluss unterstreichen
wollen. Das dort herrschende Gedankengut wird nicht nur durch
die Anwesenheit hoher Repräsentanten von rassistischen
Parteien wie „Front National“ und „Vlaams Belang“
dokumentiert, sondern auch durch die unsägliche Äußerung des
Burschenschafters und FPÖ-Bundesobmanns Heinz-Christian
Strache, die Proteste gegen den Ball seien „wie die
Reichskristallnacht“ und die Ballbesucher „die neuen Juden“.
Dankenswerterweise hat sich Wissenschaftsminister Karlheinz
Töchterle (ÖVP) vom WKR-Ball und von den Burschenschaften
ganz klar distanziert.
Der Burschenbundball ist die Linzer Ausgabe des WKR- bzw.
Akademikerballs. Getragen wird der Burschenbundball u.a. von
der „Arminia Czernowitz zu Linz“, die zuletzt 2010 für negative
Schlagzeilen gesorgt hat: Nicht genug, dass sie eine
Veranstaltung mit dem deutschen Rechtsextremisten und
Antisemiten Richard Melisch durchführte, bewarb sie diese
zudem mit einem Plakatmotiv der NSDAP (siehe die Beilagen 1 und 2).

Der anerkannte Rechtsextremismus-Experte und
Buchautor Heribert Schiedel vom Dokumentationsarchiv des
österreichischen Widerstandes hat die schwerwiegenden
Argumente gegen den Burschenbundball aufgelistet (siehe
Beilage 3). Der Präsident des Trägervereines des
Burschenbundballs, der freiheitliche Linzer EU-Abgeordnete
Franz Obermayr („Arminia Czernowitz zu Linz“), bewies im
Vorjahr seine einschlägige Gesinnung: Er behauptete, bei den
Protesten gegen den WKR-Ball habe „Pogromstimmung“
geherrscht.

Angesichts dieser Tatsachen ist es völlig unverständlich, dass
Sie, sehr geehrter Herr Landeshauptmann, auch heuer wieder
am Burschenbundball teilnehmen wollen. Die Rechtfertigung,
auf dem Ball selbst sei keinerlei rechtsextremes Gedankengut
feststellbar, ist äußerst fadenscheinig und blendet den
bekannten ewiggestrigen Hintergrund der Veranstalter einfach
aus.
Wir wissen, dass Sie solches Gedankengut ablehnen. Umso
wichtiger ist es, dass Sie das auch in Ihrem Verhalten
unmissverständlich zum Ausdruck bringen. Es lässt sich nicht
vereinbaren, wenn Sie einerseits Zeitzeugenrunden mit
Verfolgten und Opfern des NS-Regimes besuchen, andererseits
aber einen Ball, dessen Träger sich selbst in den Verdacht der
NS-Nähe bringen.
In diesem Sinn richten wir an Sie, sehr geehrter Herr
Landeshauptmann, den dringenden Appell: Nehmen Sie nicht
mehr am Burschenbundball teil und entsenden Sie auch keine
Vertretung! Sie vermeiden dadurch ein Zeichen, das
demokratie- und österreichfeindliche Kräfte stärkt, Sie
vermeiden aber auch eine Schädigung des Rufes von
Oberösterreich.
In Erwartung Ihrer baldigen Antwort verbleiben wir
mit freundlichen Grüßen

 

Offener Brief mit Liste der UnterzeichnerInnen

Beilage 3 des offenen Briefes

Das Plakatmotiv aus Beilage 1 und 2

 

 

Antwort auf den offenen Brief

LandesKorrespondenz MedienInfo

15.Jänner 2013

LH Dr. Josef Pühringer antwortet auf offenen Brief:

«Grundlose Absage vom Linzer Burschenbundball wäre Bruch einer alten Tradition»

(LK) Die oberösterreichischen Landeshauptmänner besuchten/besuchen traditionell den Linzer Burschenbundball. Am kommenden Samstag, dem 19. Jänner 2013, findet jedoch zeitgleich der «Ball der Oberösterreicher» in Wien statt, an dem Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer bereits sein Kommen zugesagt hat. In seiner Vertretung wird daher heuer OÖVP-Klubobmann LAbg. Mag. Thomas Stelzer den Burschenbundball besuchen.

LH Pühringer stellt dazu folgendes fest: «Ich habe mit meiner Teilnahme am Burschenbundball nur eine lange Tradition fortgesetzt, die bereits meine Vorgänger bis hin zum ehemaligen KZ-Insassen LH a.D. Heinrich Gleißner – gepflegt haben. Ihnen war ebenso wie mir eine Teilnahme möglich, weil es sich bei einem Ball um ein gesellschaftliches Ereignis und nicht um eine politische Kundgebung handelt.

Wäre dieser Ball eine politische Kundgebung, wäre ich ihm ganz bestimmt fern geblieben. Ebenso wie die vertretenen Spitzenrepräsentanten der Johannes Kepler Universität habe ich aber niemals Grund zur Beanstandungen in diese Richtung gehabt – mir würde schon eine ein- oder zweideutige Bemerkung in Richtung extrem Rechts genügen und ich wäre nicht mehr dabei.

Einen traditionellen Ball aber, der frei von politischer Agitation ist, werde ich auch in Zukunft besuchen, denn eine Ausgrenzung ohne Grund und einen Bruch dieser Tradition halte ich für nicht sinnvoll», so der Landeshauptmann abschließend.

Deja un comentario