In dieser Folge geht es um die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie in Exportländern – genauer gesagt um die Bedingungen, unter denen Näherinnen und Näher die Kleidung herstellen, die wir täglich tragen. Während du den Podcast hörst, kannst du selbst mal nachsehen, wo deine Kleidung produziert wurde. Gut möglich, dass auf dem Etikett „Made in Bangladesch“ steht. Denn Bangladesch ist nach China der zweitgrößte Exporteur von Textilien weltweit. In dieser Folge widmen wir uns den Arbeitsrealitäten in diesem Land und beleuchten, warum faire Löhne und bessere Bedingungen für die Arbeiter:innen dort noch immer eine Seltenheit sind.
Fast-Fashion-Marken wie Zara, H&M und Mango, Textildiscounter wie Kik und Lidl, aber auch hochpreisigere Labels wie Tommy Hilfiger, Calvin Klein oder Lacoste lassen unter anderem in Bangladesch produzieren. Der Grund ist simpel: Die Löhne sind extrem niedrig. Zwischen 3,5 und 4 Millionen Menschen arbeiten dort in rund 3.500 Textilfabriken – oft unter prekären Bedingungen und für sehr wenig Geld.
Wir sprechen mit Expertinnen, um zentrale Fragen zu klären: Wer trägt die Verantwortung für faire Löhne und sichere Arbeitsbedingungen? Sind es die Unternehmen selbst, die Zulieferer oder auch die Politik? Wie können Firmen nachhaltig und fair produzieren und dennoch wirtschaftlich erfolgreich sein? Welche Verbesserungen gab es seit dem Einsturz des Rana Plaza-Gebäudes im Jahr 2013? Und welche Rolle spielen Konsument:innen?
Unsere Gesprächspartnerinnen:
Elke Schüßler – Professorin für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Entrepreneurship und Organisation an der Leuphana Universität Lüneburg. Sie hat an der Freien Universität Berlin promoviert und koordinierte mit internationalen Forschenden eine Studie zu den globalen Lieferketten der Textilindustrie. Die Studie untersuchte die Perspektiven aller Akteur:innen in der Produktion.
Lena Gruber – Expertin von Südwind, einer Organisation, die sich für globale Gerechtigkeit einsetzt. Sie spricht über die strukturellen Herausforderungen der Branche und mögliche Lösungen für bessere Arbeitsbedingungen.
- Clean Clothes Campaign (Seit 1996, Ziel: Arbeitsrechte in der globalen Bekleidungsindustrie zu verbessern, in 16 europäischen Ländern vertreten, u.a. Österreich und Deutschland)
- Fashion Checker (Kampagne der Clean Clothes Campaign, die von der Europäischen Union finanziert wird; man kann von 312 Unternehmen einsehen, wie es um die Arbeitsbedingungen/Faire Löhne steht, darunter auch H&M)
- Gütesiegelcheck – SÜDWIND bietet eine Übersicht über Gütesiegel und welche Kriterien jeweils berücksichtigt werden
Zur Episode gehörige Links:
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- Improving the Life of Bangladeshi Garment Workers | Kalpona Akter | #BoFVOICES 2018 – YouTube (The Business of Fashion, Kalpona Akter, 2018)
- Bangladesch: Kalpona Akter, Textilaktivistin und Gewerkschafterin – DER SPIEGEL (Kalpona Akter im Interview, Der Spiegel, 2019)
- 10 Jahre Rana Plaza – Interview mit Arbeitsrechtsaktivistin Kalpona Akter (Femnet e.V. im Interview mit Kalpona Akter, 10 Jahre nach Rana Plaza)
- Bangladesh Factory Collapse (CBC News: The National, 2013)
- Bangladesh factory collapse (Global News, 2013)
- Fabrikeinsturz in Bangladesch: Mehr als 1000 Tote geborgen (Euro News, 2013)
- Rana Plaza Collapse Documentary: The Deadly Cost of Fashion | Op-Docs | The New York Times (New York Times, 2014)
- Sohel Rana: The true face of politics | The Daily Star (Über Rana Plaza Fabrikbesitzer und Politiker Sohel Rana, The Daily Star, 2013)
- The Political Economy of Private and Public Regulation in Post-Rana Plaza Bangladesh – Penn State (Studie zur öffentliche und private Arbeitsregulierungen in Bangladesch nach Rana Plaza, 2020)
- Bangladesch | Entschädigung und Gerechtigkeit für Textilarbeiter*innen überfällig | 01.05.2024 (Amnesty International, 2024)
- Rana Plaza – Kampagne für Saubere Kleidung | Clean Clothes Campaign Germany
- Bangladesh – International Accord (Brandschutzabkommen Accord)
- Bangladesh Accord: Neue Behörde für Gebäudesicherheit in Bangladesch erfüllt Erwartungen nicht (Public Eye zu Accord)
- Rana Plaza – Kampagne für Saubere Kleidung | Clean Clothes Campaign Germany (Clean Clothes Campaign, 11 Jahre nach Rana Plaza)
- Vor fünf Jahren: Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch eingestürzt | Hintergrund aktuell | bpb.de (Bundeszentrale für politische Bildung (2018)
- H&M will nachhaltig sein: Neue Strategie für bessere Löhne in den billigen Produktionsländern | STERN.de (Stern, 2014)
- H&M verspricht 2018 NäherInnen einen existenzsichernden Lohn. Die Clean Clothes Kampagne erinnert am Jahrestag des Versprechens an die noch ausständige Umsetzung – SÜDWIND (Südwind zum Versprechen von H&M, 2017)
- Kann H&M sein Versprechen erfüllen, bis 2018 allen Arbeitern faire Löhne zu zahlen? (Fashion United zum Versprechen von H&M, 2017)
- Neuer Mindestlohn in Bangladesch entspricht Hungerlohn – Kampagne für Saubere Kleidung | Clean Clothes Campaign Germany (Clean Clothes Campaign zu neuem Mindestlohn 2023)
- Textilarbeiter in Bangladesch erhalten höhere Löhne | tagesschau.de (Neuer Mindestlohn 2023, Tagesschau)
- Die Zukunft Bangladeschs: Was wird aus den Menschen, die unsere Kleidung nähen? – FEMNET – Frauen in der Textilindustrie (Femnet zu neuem Mindestlohn 2023)
Teuer bedeutet nicht fair (Entwicklung und Zusammenarbeit, 2015)
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Zusatzinformation:
- Film-Empfehlung: “The True Cost” AT-DE | D4615 | Two Many | Women | Buyer | 16×9 | 10s | .mp4
Cover-Fotocredits:
- Eingestürzte Fabrik Rana Plaza im April 2013: (c) ABIR ABDULLAH/ DPA
- Porträt Prof.in Elke Schüßler: (c) MARKUS TIEMANN
- Porträt Lena Gruber: (c) JOSEFINE STEINGRÄBER