Wien. Das Netz bzw. das Internet ist in unserer Gesellschaft so nachhaltig
eingezogen wie beispielsweise das Handy unser tägliches Leben verändert
hat. Da stellt sich die Frage nach den Menschen die sich im Netz bewegen
und der Frage nach der Identität dahinter. Ein Diskurs über Identitäten
2.0, über Authentizität, sowie das Verhalten in sozialen Netzwerken wie
z.B. Facebook u. Co.
Wir trafen Geert Lovink, Medienwissenschafter aus Holland bei einem
Vortrag aus dem Radio Kulturhaus, initiiert von der Telekom Austria, die
derzeit mit anderen Mobilfunkunternehmen den Markt mit Smartphones
überschwemmt. Wenn das Handy schon einmal unsere Gewohnheiten verändert
hat, wie sieht dies dann aus, wenn nun noch ein Kanal bzw. Medium wie das
Internet dazu kommt?
Diskussionsreihe twenty.twenty: „Ich 2.0 – Identität im digitalen
Zeitalter“ Wann ist man „jemand“ im Web? Ist die digitale Identität eine
andere als die im realen Leben? Und inwie-weit braucht man eine
Web-Identität? Mit diesen Fragen setzte sich der Medienwissenschaftler und
Keynote-Speaker Geert Lovink bei der Veranstaltung twenty.twenty
auseinander.
Mit ihm diskutierten die Journalistin Ingrid Brodnig und Georg Russegger,
Kultur- und Kommunikationswissenschaftler sowie Haupt-Koordinator des
Festivals „Coded Cultures“.
Im Rahmen der regelmäßigen Veranstaltungsreihe twenty.twenty sollen
mögliche Zukunftsszenarien erörtert, entworfen und diskutiert werden.
„Bis 2020 wird Facebook möglicherweise verschwunden sein, das ist ein ganz
natürlicher Prozess der Netzkultur, wiewohl soziale Netzwerke an sich
weiterhin an Bedeutung gewinnen“, so der Blick in die Zukunft von Geert
Lovink in seiner Keynote Speech.
Die erste Diskussionsrunde zu twenty.twenty „Ich 2.0 – Identität im
digitalen Zeitalter“ ging gestern Abend im ORF Kulturcafe vor allem der
Frage nach der Identität im digitalen Zeitalter nach – insbesondere im
Kontext von Facebook und Twitter. Vieldiskutiert wurde auf und abseits des
Podiums die Frage, ob sich Online-Identitäten im Kontext des jeweiligen
Social Network formen. „Wie beeinflusst die Struktur eines sozialen
Netzwerks unsere Identität in diesem Netzwerk? Wie wirkt sie sich darauf
aus, wie wir kommunizieren, was wir kommunizieren und mit wem?“ waren
prägende Fragen des Abends.
Ich 2.0: On- und Offline-Identität Geert Lovink eröffnete die Diskussion
mit einer Bestandsaufnahme zum Thema und zeigte die Entwicklung von den
90er-Jahren, die für ihn geprägt waren durch den Mythos der unendlichen
Identitätsmöglichkeiten im Netz, bis hin zum Zeitalter Web 2.0. auf, in
dem er den Wunsch der User nach einer „einheitlichen“ Kultur verortet.
Den Erfolg von Social Networks sieht Lovink vor allem darin begründet,
dass sie das Bedürfnis der User, sie selbst zu sein, verstanden haben.
Für Lovink ist die Definition von Identität eine technische. „In der
digitalen Welt beginnt alles mit Username und Passwort. Unser soziales
Leben ist komplex, wir haben Eltern, Kollegen, Kinder, Freunde und
Bekannte – nicht alle Menschen bezeichnen wir als „Freunde“. Das ist ein
sehr amerikanisches Konzept. Eng verknüpft sind damit die Fragestellungen
rund um Privacy und Authentizität im Netz. Künftig werden wir offizielle
und informelle Accounts pflegen. Es werden neue soziale Plattformen
entstehen, die diese soziale Komponente deutlicher ausdifferenzieren, so
die Meinung Lovinks. Vor allem im Plenum war dazu die Meinung, dass 2020
die gesellschaftliche Toleranz für Partyfotos und offenherzige
Statusmeldungen steigen wird.
2020: Prinzip der Kooperation und Kommunikation „Das Gedankenmodell
Identität ist streng genommen unwesentlich und muss erst in den
Verbindungen und Verbindlichkeiten zur Welt entworfen werden“, so Georg
Russegger. Mit Blick auf 2020 kommt er zum Schluss: „Soziale Netzwerke
müssen Kooperationen ermöglichen. Das Prinzip der Kooperation und
Kommunikation hat Bestand“. Lovink trat zudem in der Diskussion dafür ein,
dass dazu die offene Infrastruktur des Internets aktiv verteidigt werden
muss.
Einig waren sich die Diskutanten, dass eine Unterscheidung zwischen On-
und Offline-Identität nicht gegeben ist. „Eine Trennung ist absurd! Die
Grenzen verschwimmen immer mehr und Wechselwirkungen sind offensichtlich“,
so Ingrid Brodnig. Rund 60 Gäste, die sich die limitierten Tickets hatten
sichern können, nahmen an der von Martin Mühl, Chefredakteur The Gap,
moderierten Diskussion teil. Die Online-Community war via Livestream dabei
und diskutierte über Facebook, Twitter, E-Mail und Blogposts mit.
A1 Telekom Austria und The Gap blicken mit twenty.twenty in die Zukunft
twenty.twenty ist eine gemeinsame Veranstaltungsreihe von A1 Telekom
Austria und The Gap. In regelmäßigen Abständen wirft sie brennende Fragen
der Gegenwart auf und beschränkt sich mit möglichen Antworten nicht auf
die kommenden zwei, drei Jahre. Nachgedacht wird über die „mittelferne“
Zukunft, konkret das Jahr 2020.
„Mit twenty.twenty haben wir ein Diskussionsformat geschaffen, das Raum
für Zukunftsfragen bietet und wo wir gemeinsam an Szenarien arbeiten
wollen, wie Leben und Arbeiten mit neuen Technologien aussehen kann“,
beschreibt Werner Reiter, Pressesprecher A1 Telekom Austria, die
Motivation für twenty.twenty. Bereits vor 10 Jahren ist es der
Mobilfunkbranche gelungen, griffige Zukunftsszenarien zu entwickeln, wie
die Welt dank mobilem Internet aussehen wird.
Werner Reiter: „Jetzt Visionen und Machbares für die Datenautobahn der
Zukunft mit technologieaffinen Usern und Early Adopters sowie der breiten
Öffentlichkeit zu diskutieren, ist unsere Intention für twenty.twenty.“
„Das Magazin The Gap versteht sich als Plattform, auf welcher aktuelle
Entwicklungen und Hypes nicht nur oberflächlich durchgeschleust werden.
Stattdessen geht es The Gap darum, Trends nicht nur als solche zu
erkennen, sondern auch Zusammenhänge herzustellen und weiterzudenken.
Die Wahrnehmung ist eine dabei bewusst breite: Neben (Pop-)Kultur widmet
sich The Gap auch dem weiten Feld der Medien, der IT, Creative Industries
sowie wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Tendenzen.
twenty.twenty ist – als gemeinsame Initiative mit A1 Telekom Austria – der
logische nächste Schritt, den Diskurs zu diesen Themen nicht nur gedruckt
im Magazin zu führen“, so Thomas Weber, Herausgeber The Gap, zum neuen
Diskussionsformat. Und ergänzt: „twenty.twenty denkt in allen relevanten
Kanälen der Gegenwart nach über die Welt von morgen, im sozialen Netz, im
mobilen Alltag und im Rahmen von konkreten, auch zeitlich dingfest zu
machenden Veranstaltungen. The Gap ist ein Magazin für Glamour und
Diskurs. twenty.twenty ist Diskurs 2.0.“
Quelle: Telekom Austria
http://business.telekom.at/newsmag/bizmail/ausgabe157/biz157_inside1_3009.php
Link: twenty:twenty http://www.twentytwenty.at/
Playlist:
Meg Pfeifer — Poker Face
Dornrosen — Rehgehege-Song
Victoria S — One In A Million
Black Eyed Peas — The Time (Dirty Bit)
Israel Kamakawiwoʻole — Somewhere over the Rainbow
Bonustrack
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