Klassen und Klassenbewußtsein. Peter Decker und Michael Heinrich

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Kapitalismuskritik (Ex-Vekks)
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Klassen gibt’s einmal auf jeden Fall, das weiß jeder. Die einen müssen ihr Leben lang den Jobs nachrennen und sich dauernd gegen andere bewähren, die auch nix haben.

Peter Decker:
Der Klassengegensatz ist gleichzeitig eine Abhängigkeit voneinander: Der Unternehmer braucht den Arbeiter, um sein Vermögen zu vermehren. Der Arbeiter braucht den Unternehmer, weil er ohne Arbeitsplatz nichts zum Leben hätte. Arbeitsmittel hat er ja keine. Die Herrschaft des Kapitals ist „unpersönlich“, weil sie nur über Geld ausgeübt wird und ohne unmittelbaren Zwang auskommt. Sie ist auch deshalb unpersönlich, weil beide Akteure beliebig austauschbar sind, als bloße ökonomische Charaktermasken des Kapitals. Die Vertreter beider Seiten des Kapitalverhältnisses generieren ihre Rolle nicht, sondern übernehmen sie von der Gesellschaft und machen sie zu ihrem Interesse. So sind sie Verfechter dieses Gegensatzes, die einen als Geschädigte, die anderen als Nutznießer.

Michael Heinrich: Das individuelle Interesse ist im Zwang der Konkurrenz negiert. Das sei auch allen Leuten ins Stammbuch geschrieben, die heute meinen, eine andere Welt sei möglich, Kapitalismus ginge doch auch anders usw. Zum Beispiel in Form einer „Gemeinwohlökonomie“.

Decker: Wie verhalten sich Interesse und Konkurrenz zueinander? Schatzbildung und Unternehmertum: Die Maßlosigkeit des Gewinnstrebens, denn Geld hat eben – zum Unterschied von allem konkreten, stofflichen Reichtum – kein Maß in sich. Manager-Einkommen sind natürlich auch nicht zum bloßen Verfressen gedacht, sondern dienen der Akkumulation von Kapital.

Heinrich: Noch einmal das, was ich mit „unpersönliches Interesse“ meine: Es sind nicht individuelle, sondern völlig vom Individuum getrennte Interessen, die hier aufeinandertreffen – sowohl in der Konkurrenz der Unternehmer, als im Klassengegensatz.

DISKUSSION
Einwand 1: Aber wenn wer Geld erbt, so kann er doch frei entscheiden, ob er Unternehmer wird, oder es einfach verfuttert und damit den Klassenkampf sponsert.

Einwand 2: Wen willst du denn aufklären? Die Kapitalisten?
Heinrich: Nein, Kapitalismuskritiker, die sich an der Ethik der Unternehmer stoßen. Oder Anhänger eines Kuschelkapitalismus.
Einwand 3: Aber die Konkurrenz, in der der Unternehmer steht, tritt ihm doch nicht als Sachzwang gegenüber, sondern wird von ihm mitgestaltet.

Frage 1: Warum ist die Betonung der Freiwilligkeit für den Unternehmerberuf so wichtig?

Einwand 4: Aber die Unpersönlichkeit dieser Herrschaft führt doch zum Wunsch nach Personalisierung, und ich kann da beim besten Willen nirgends ein Bewußtsein des Gegensatzes bei der Arbeiterklasse entdecken

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