Immanuel Kants Anthropologie in pragmatischer Hinsicht (Königsberg: Nicolovius, 1798)

Das Schwarmhörbuch. Ein Projekt von Lisa Eidenhammer und Sabrina Stranzl.

Mit den Stimmen von Henriette Blumenau, Carlotta Bonura, Jakob Breu, Lisa Eidenhammer, Renate Hansen-Kokorus, Kate Howlett-Jones, Katharina Kleinoscheg, Omar Khir Alanam, Hannah Konrad, Claire Lasseray, Margarethe Maierhofer-Lischka, Vilja Neuwirth, Asiyeh Panahi, Lisa-Maria Rohrer, Paula-Marie Rolshoven, Hannah Schunko, Sabrina Stranzl, Christine Teichmann, Tina Weisshaupt und Justin Winkler.

Schnitt: Justin Winkler.

Radio Helsinki, Graz, 2022

Das Schwarmhörbuch: Jeder Paragraf wird von einer anderen Stimme gesprochen, nur wenige von ihnen gehören Sprechprofis. Sie sind die Stimmen von Studentinnen, Schriftstellerinnen, Musikerinnen, Malerinnen, Verlegerinnen, Aktivistinnen, Frauen verschiedenen Alters – und von drei Männern, wenn wir den Autor Kant selbst nicht mitzählen. Weil es ein Stimmenschwarm ist, haben wir das Ergebnis Schwarmhörbuch getauft.

Der Anlass für das Schwarmhörbuch war eine Wette von Justin Winkler im Frühjahr 2019, dass ein Werk wie Kants Anthropologie die heutigen Studierenden der Kulturanthropologie nicht mehr interessieren würde. Lisa Eidenhammer und Sabrina Stranzl haben dagegen gewettet und die Stimmen für die Einlösung ihrer Wette gefunden. Mit dem Aufwand für den Schnitt des Schwarmhörbuchs ist das „Wettgeld“ in etwa erstattet. Ansonsten ist das Schwarmhörbuch ein Produkt der Spontaneität, aber auch der Selbstausbeutung als Freiwilligenarbeit, ein Feld der Laiensprecherinnen und Handyaufnahmen.

Warum landet der Schwarm bei Kant, warum bei einem Werk vom Ende des achtzehnten Jahrhunderts? Das Werk ist urheberrechtlich frei. Kants Anthropologie ist ein zur Zeit seiner Entstehung nicht kontroverses Werk, eine Art Sammlung von Fakten und Argumenten, der Versuch, den Stand des Wissens der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zusammenzufassen. Aber es ist ein fremdes Land, denn das war vor 220 Jahren: Kants Weltbild ist klar kolonialzeitlich, sein Frauenbild vormodern.

Geschafft hat unser Schwarm zwei Fünftel des Textumfangs des ganzen Werks, 44 Paragrafen aus dem ersten Teil, der »Anthropologischen Didaktik«, dessen erstes Buch dem »Erkenntnisvermögen« gewidmet ist. Gerne wären wir weitergekommen und danach etwa zum »Trost der Philosophie« von Boethius weitergegangen. Die Pandemie und die Lebenswege der Sprecherinnen haben uns aber zerstreut.