Egon Friedell war enorm vielseitiger, ebenso scharfsinniger wie scharfzüngiger Querdenker, der sich unter anderem als Publizist, Bühnenautor, Schauspieler, Kabarettist und Kulturphilosoph betätigte. Seine „Kulturgeschichte der Neuzeit“ erschien zwischen 1927 und 1931 in drei Bänden. Obwohl, oder vielmehr weil er darin ein nicht nur außerordentlich weit gefasstes, sondern auch ganz bewusst höchst persönliches Geschichtsbild entwickelt, nach eigenen Worten stets bemüht, „eine möglichst unwissenschaftliche Darstellung zu geben“, hat das Werk bis heute viel von seiner Frische, Faszination und Relevanz bewahrt.
Als im März 1938, wenige Tage nach dem Anschluss Österreichs an Hitlerdeutschland, zwei SA Männer vor seinem Wohnhaus erschienen, wählte Friedell den Freitod. Die siebzigste Wiederkehr seines Todestages nehmen wir zum Anlass, sein Opus Magnum unter Mithilfe zahlreicher Gäste ungekürzt zu lesen und uns über blosses Gedenken hinaus einige Gedanken zu machen.
Die Lesung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des C.H. Beck Verlags München.