Im späten 18. und 19. Jahrhundert entfaltet sich in Wien entlang der Pole von Assimilation und Tradition eine kulturelle und geistige jüdische Blüte. Viele großbürgerliche jüdische Familien tragen wesentlichen Anteil am Aufbau Wiens zu einer modernen Metropole. Literatur, Musik, Theater, sowie die Presse sind jüdisch dominiert.
Die Ruhestätte dieser jüdischen Gemeinde ist bis 1879 der jüdische Friedhof Währing, der bis heute, den Glaubensätzen folgend, im dichtverbauten Wiener Stadtgebiet existiert. Sein Zustand ist jedoch katastrophal – mehr als 60 Jahre nach den Zerstörungen in der NS-Zeit zeugen wahllos aufgetürmte Grabsteinhaufen, offene Gräber und verwitternde Grabsteine von fehlender Aufarbeitung und Zuständigkeitskonflikten. Und doch – der Friedhof ist noch heute Abbild der damaligen jüdischen Gemeinde. Gräber und Vegetation erzählen von dem Mosaik eines aufstrebenden jüdischen Bürgertums und den vielen traditionellen jüdischen Lebensweisen in Wien.
Im Gespräch mit der Historikerin Tina Walzer, dem Oberrabbiner der israelitischen Kultusgemeinde Wien Paul Chaim Eisenberg und Ari Rath, dem ehemaligen Chefredakteur und späteren Herausgeber der „Jerusalem Post“ widmet sich der Beitrag den Schichten der Stadtentwicklung Wiens, in denen der jüdische Friedhof in Währing verborgen liegt.
Redaktion und Sendungsgestaltung: Shenja von Mannstein
Mitarbeit: Elke Rauth, Max Dahm
Signations: Bernhard Gal
Sendungsverantwortung: Shenja von Mannstein
Erstausstrahlung: Dienstag, 5. März 2013, 17:30 auf Radio Orange 94.0 (Wien) oder als Livestream
Sendung abonnieren: CBA Podcast
Herzlichen Dank an:
Phonogrammarchiv der österreichischen Akademie der Wissenschaften
Österreichisches Filmmuseum Wien
Wiener Jüdischer Chor
Literatur und Musik im Beitrag:
– Edmund de Waal: Der Hase mit den Bernsteinaugen. Zsolnay Verlag, 2011
– Hanna Krall: Da ist kein Fluss mehr. Verlag Neue Kritik, 1999
– G. E. Lessing: Nathan der Weise. Reclam, 2000
– Wiener Jüdischer Chor: Lieder aus der CD „A Bissele Glik“
– Leo Fuld: Lied „Az der Rebbe tanst“
– Gustav Mahler: Symphonie Nr.2 in C minor „Resurrection“, Jo Vincent, Kathleen Ferrier, Amsterdam Toonkunstkoor, Concertgebouw Orchestra, Otto Klemperer (1951, live)
– Originalaufnahme von Arthur Schnitzler, 1907. Aus: Historische Stimmen aus Wien. Vol 4. Tondokumente aus dem Phonogrammarchiv.
– Originalaufnahme von Oberkantor Jakob Bauer, 1912-1925, Phonogrammarchiv der österreichischen Akademie der Wissenschaften
Weiterführende Informationen und Literaturtipps:
Der Friedhof ist nicht frei zugänglich, kann aber mit Führung besichtigt werden. Anmeldung unter: juedischer.friedhof@gruene.at. Am 17.3., 9.6., 29.9. und 1.11.2013 gibt es Freiwilligentage am Friedhof: Initiative Währinger Friedhof
– Walzer, TIna (2011): Der jüdische Friedhof Währing. Historische Entwicklungen, Zerstörungen in der NS-Zeit, Status Quo. Böhlau Verlag
– Rath, Ari (2012): Ari heisst Löwe. Erinnerungen. Zsolnay Verlag
– Pollack, Martin (2001): Galizien. Eine Reise durch die verschwundene Welt Ostgaliziens und der Bukowina. Insel Verlag
Wichtiger Hinweis:
Diese Sendung fällt – wie alle vergangenen und zukünftigen Sendungen von dérive-Radio für Stadtforschung – unter die Creative Commons-Lizenz (Version 3.0). Das bedeutet, dass diese Sendung unter folgenden Bedingungen weiterverwendet werden darf:
– zur nicht-kommerziellen Nutzung
– unter Angaben der Quelle
– Inhalte dürfen nur mit Absprache der AutorInnen verändert werden
Wenn Sie Interesse daran haben, diese oder andere Sendungen von dérive – Radio für Stadtforschung in Teilen oder als Ganzes weiterzuverwenden, schreiben Sie bitte ein Mail an folgende Adresse: radio@derive.at
Für weitere Informationen zu den Nutzungsbedingungen siehe: Creative Commons 3.0