Lichtspuren — Fotografie aus der Sammlung
Die aktuelle Fotoausstellung des Lentos Kunstmuseum dauert noch bis 8. Dezember 2008
Noch 1928 fragt Man Ray «Ist Fotografie eine Kunst? Diese Frage sollte man nicht stellen. Kunst ist überholt. Wir brauchen etwas anderes. Man muß dem Licht bei der Arbeit zuschauen. Es ist das Licht, das erschafft. Ich sitze vor einem Blatt lichtempfindlichen Papier und denke.»
Fotografien sind zumindest auf Papier gebannte Spuren von Licht- und Zeitereignissen.
Die Fotografie ist eine Lichtschrift, befähigt, die Geschichte der Menschen aufzuzeichnen. Sie entstand im Zeitalter der Entdeckung der Geschichte und ist selbst — den Pionieren der Fotografie zufolge — eine ideale Historikerin.
Noch viel früher, nämlich 1856, stellt David Brewster folgendes in den Raum: «Die Sonne wird auf diese Weise zum Geschichtsschreiber der Zukunft werden, durch die Genauigkeit ihres Stiftes ebenso, wie durch die Präzision ihrer Aufzeichnung die Wahrheit selbst festzuhalten; dann wird die Geschichte aufhören, fabelhaft zu erscheinen.»
Betreibt die zeitgenössische Fotografie paradoxerweise eine bewusste Rückkehr zur Fabel? Zeitgenössische FotokünstlerInnen stecken die narrativen und technisch machbaren Grenzen des Mediums ab. Doch eine Frage bleibt bestehen: Wann tendiert die Fotografie zur fiktionalen Schilderung und wann zur kritischen Bestandsaufnahme gesellschaftspolitischer Phänomene?
Die Ausstellung zeigt einen themenorientierten Querschnitt durch die Fotosammlung des Lentos, die zur Zeit etwa 1.100 Exponate umfasst.
Im Gespräch hören sie Dr. Brigitte Reutner; Sie hat die Ausstellung kuratiert und erzählt von der Konzeption, von künstlerischen Positionen im Bereich der Fotografie und in welchen Kontexten und Bezügen Sie die Ausstellung Lichtspuren initiert hat. Darüber hinaus wurde von der Kuratorin der Fotokatalog der Sammlung erweitert.
Ein Beitrag von Pamela Neuwirth