Zwei interessante Stickprojekte werden vorgestellt: „Radical Chic“ lautet ein Open Source Projekt von Andrea Mayr und Raphaela Grundnigg mit Unterstützung des net culture lab, bei dem es darum geht, neue Ansätze der Software von Stickmaschinen zu erforschen und auszuprobieren. Ein Ergebnis war am 18. und 19. April in der Modenschau „Light! Break! and Morph!“ im Kosmostheater zu sehen: Die eigenwilligen, filigranen Muster auf der Kollektion von Raphaela Grundnigg unter dem Namen „Broken Cipher“ sind Fehlinterpretationen von JPG File Formaten; Hexadezimal-Codes, die die Stickmaschine interpretiert und als Muster ausgibt. Sticken als Reflexionsprozess beschreibt die Videokünstlerin Karin Heide a.k.a. Vj Mingo. Berühmte Pressefotos, die sie online auf der Plattform microrevolt.org zu Stickvorlagen umgewandelt hat, stickt sie dann händisch mit Kreuzstichen aus. Die Reflexion in der stundenlangen Arbeit über der Pilzwolke des Atombombenabwurfs auf Nagasaki 1945 oder den Twintowers 2001 fördert die Medienkompetenz-wie werden Bilder gemacht, die auf uns einströmen? Dass die so ausgestickten Bilder einer 8-Bit-Pixel-Ästhetik sehr nahe kommen, ist ein weiterer interessanter Faktor bei dieser Übersetzung von digitalen- in Stickbilder. Craftivism, eine Zusammenziehung von Craft, also Handwerk und Activism, ist eine ursprünglich von den USA ausgehende Verbindung von traditionellem Handwerk einerseits und kritischer Reflexion andererseits. Feministische, globalisierungs-, regierungskritische Auseinandersetzungen werden ebenso angeregt, gestrickt, gehäkelt und genäht wie schlicht die Produktionsbedingungen der Bekleidungsindustrie. Die Produktionsmaxime: DIY, Do it yourself. http://microrevolt.org/
21. April 2008
15. Mai 2009
Elisabeth Prinz, Franz Kratzer, Petra Hübl, Robert Hammerl