Im Rahmen des diesjährigen Ars Electronica Festivals widmet sich Radio FRO mit mehreren Veranstaltungen dem Thema Urheberschutz im Digitalen Zeitalter, insbesondere dem Thema Digital Rights Management, kurz DRM.
Heute, 5. September, 17.00 bis 17.30 Uhr ist dazu eine Sendung von Tassilo Pellegrini zu hören. Wiederholung in der FROzine am Montag, 8. September, 18 Uhr.
Mit der Frage „TOWARDS A SOCIETY OF CONTROL?“ finden zwischen 7. und 9. September Vertreter und Vertreterinnen US-amerikanischer und Europäischer Bürgerrechts- und Kulturinitiativen in Linz zusammen, um Strategien für eine unabhängige Medienlandschaft zu diskutieren und in Workshops zu vertiefen.
Weltweit sind die Novellierungen aktueller Urheberrechtsgesteze von massiven Protesten seitens Kunst- und Kulturschaffender und Bürgerrechtsgruppen begleitet. Mit der gesetzlichen Verankerung eines Digital Rights Management in seiner bestehenden Form, würden massive Einschränkungen des öffentlichen Lebens einhergehen und die Medien- und Technologiekonzernen ihren Zugriff auf die Privatsphäre der Menschen weiter ausbreiten.
Digital Rights Management versteht sich als politisches und technologisches Konzept zur Kontrolle der Nutzung von Medieninhalten. Dies geschieht durch kryptographische Massnahmen, wie Kopierschutzsysteme, zeitlich limitierte Nutzungslizenzen oder andere technische Lösungen. Laut existierender DRM-Konzepte und neuen Urheberrechtsentwürfen soll die Umgehung dieser kryptographischen Systeme in Zukunft eine kriminelle Handlung darstellen.
In anderen Worten: Werden bestehende Novellierungsentwürfe wie die Copyright Directive oder Patent Direktive der EU durchgesetzt, würde nicht nur das private Kopieren einer CD, oder die Umwandlung eines Titels in ein MP3 File unter Strafe gestellt sein, sondern auch das Pfeifen von Frank Sinatra Melodien am Weg zur Arbeit, das Zitieren von Homer Simpson im Freundeskreis oder das Aufkleben eines Haderer Kartoons an seinen Computermonitor.
Vorangetrieben wird das Digital Rights Management vornehmlich von US-amerikanischen und europäischen Medien- und Technologiekonzernen. Auf deren Betreiben wurde im Jahre 1998 in den USA der Digital Millenium Copyright Act verabschiedet. Im Abschnitt 1201 dieses Gesetzes werden in grossem Massstab Sachverhalte des Digitalen Urheberrechts geregelt. In Europa findet die Architektur der Kontrolle, wie sie Konrad Becker nennt, ihren gesetzlichen Ausdruck in der aktuellen Copyright Direktive der Europäischen Union.
Sucht man eine Antwort auf die Frage, wer hinter den neuen Konzepten steckt, verwundert es nicht, dass vor allem die grossen Konzerne ihre Finger im Spiel haben. DRM dient hierbei der Zementierung bestehender Konzernstrukturen zur Abschottung gegen Wettbewerb und Innovation. Einen neuen Vorstoss in diese Richtung stellt die gegenwärtig heiss diskutierte Patent Direktive der Europäischen Union dar. War bisher Computersoftware von der Patentierung ausgeschlossen, soll es zukünftig möglich sein bereits Ideen patentieren zu lassen.
Noch wird der Protest gegen die neuen Urheberrechtsnormen von Spekulationen und Befürchtungen auf beiden Seiten getrieben. Die Erfahrungen der letzten Jahren machen jedoch einen deutlichen Trend bemerkbar, der sich gegen die Belange der Öffentlichkeit zu Gunsten der Industrie und die Kapitaleigner abzeichnet.
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen wird es umso dringlicher die Politiker auf lokaler, nationaler und internationeler Ebene darüber zu informieren, welche Gefahren sich hinter den neuen Urheberrechtsbestimmungen verbergen.
Weiterführende Informationen zum Thema finden Sie auf der Homepage von Radio FRO: http://www.fro.at, auf der Homepage der Electronic Frontier Foundaten: http://www.eff.org und auf der Homepage des Nachrichtendienstes Quintessenz, unter: http://quintessenz.org