Studiogespräch mit Gerlinde Grünn (Gemeinderätin KPÖ), Lorenz Potocnik (Architekt und Stadtentwickler) und Peter Arlt (Stadtsoziologe) zur Frage „Wem gehört der öffentliche Raum?“. Öffentlicher Raum umfasst sowohl physische Aspekte im Sinne konkreter Plätze, Straßen, Parks u.ä. Zugleich meint er Orte, die für alle Menschen gleichermaßen zugänglich und gestaltbar sind. In öffentlichen Räumen treffen verschiedenartige Interessen, Kulturen und Bedürfnisse aufeinander und geraten mitunter in Konflikt (Lokale Agenda 21, Wien). In öffentlichen Räumen spiegeln sich soziale Positionen und Zugehörigkeiten. Wer darf mitbestimmen, wenn es um Gestaltung geht? Wer hat die Deutungsmacht?
In den letzten 10 Jahren wurden im Rahmen der Stadtentwicklung verstärkt Plätze, Parks und Straßenzüge in der Linzer Innenstadt um- bzw. neugestaltet. Die dabei umgesetzten gestalterischen Maßnahmen haben bei den Linzer BürgerInnen teils heftige Kritik ausgelöst. Ausgehend von der Definition, dass öffentliche Räume dann als solche bezeichnet werden, wenn sie das Kriterium der unbedingten Zugänglichkeit und im Weiteren der Nutzbarkeit erfüllen, möchten wir die Frage erörtern: Welche AkteurInnen können ihre Interessen bei der Gestaltung öffentlicher Räume durchsetzen und inwieweit werden dabei die Bedürfnisse von NutzerInnengruppen mit geringem ökonomischen, kulturellen und sozialen Kapital berücksichtigt? Insofern wird in der Sendung ein besonderes Augenmerk auf gesellschaftliche Randgruppen gelegt und auf das latente Konfliktpotential zwischen unterschiedlichen sozialen Gruppen in der Nutzung öffentlicher Räume. Es liegt die Vermutung nahe, dass die formale Gestaltung öffentlicher Plätze und Parks über den Ausschluss bestimmter unerwünschter Personengruppen bestimmt, zugleich dies aber auch die Aufenthaltsqualität dieser Räume drastisch vermindern kann. Die Kommunalpolitik trägt ihrem Anspruch nach dafür Verantwortung, dass tatsächlich alle Bevölkerungsgruppen und -schichten sich auf Plätzen, in Parks und auf sonstigen öffentlichen Freiflächen aufhalten und diese auch nutzen können. Der ökonomische Verwertungsdruck und seine Konsequenzen stellen diesen Anspruch jedoch grundsätzlich in Frage.
Weitere Diskussionspunkte der Sendung sind öffentlicher Raum und die Inszenierung von (Un)Sicherheit, Konsumzwang in öffentlichen Räumen, Gemeinwesenarbeit als nachhaltige Stadt(teil)entwicklung und Konfliktprävention, Regulierung und Aneignung öffentlich nutzbarer Flächen.
Im Sinne eines kritischen Diskurses werden Statements aus einem Interview mit Vizebürgermeister Klaus Luger eingespielt, die die Studiogäste aus ihren jeweiligen Perspektiven kommentieren und kritisieren. Schließlich steht die Frage im Raum, inwieweit die kommunale Politik bereit ist, mit ihren BürgerInnen in einen Dialog über die gegenwärtige und zukünftige Stadtentwicklung einzutreten.
Moderation: Daniela Schopf und Stefan Greinöcker