Amazonien — was soll uns bleiben?
Seit 40 Jahren wird in Ecuador Erdöl gefördert und künftig soll noch mehr Erdöl gefördert werden, wenn es nach der Regierung unter dem Präsidenten Raffael Correa geht.
Ecuador will an die Bodenschätze, das Land ist arm und braucht Geld um sich Fortschritt zu erkaufen. Der Preis für die Ausbeutung der Bodenschätze ist ein hoher: die Zerstörung des Regenwaldes im Amazonasbecken. Bereits jetzt vernichtet Ecuador jedes Jahr Regenwald in einem Ausmass das der vierfachen Fläche Wiens entspricht. Dabei ist Ecuador gemessen an der eigenen Fläche das Land mit der größten Artenvielfalt weltweit.
Die Zerstörung des Regenwaldes im Amazonasbecken und hier am Beispiel Ecuadors ist freilich ein globales Problem: Der Regenwald ist die Lunge dieser Welt. Er filtert Schadstoffe, bindet CO2 und liefert Sauerstoff. Er ist Lebensraum für meisten Pflanzen und Tiere dieser Welt und der Regenwald ist auch der Lebensraum für die letzten Kulturen die noch unberührt in ihm leben können und wollen.
Eduardo Pichilingue und Alicia Cahuilla aus Ecuador berichten von den Zerstörungen am Regenwald durch die Erdölförderungen.
Hintergrund (Gesellschaft für bedrohte Völker)
Im Oktober 2013 stimmten die Abgeordneten des Parlamentes in Ecuador für die Freigabe von zwei weiteren Erdölförderblöcken im Nationalpark Yasuní im Amazonasregenwald, einem der artenreichsten Orte der Welt und Heimat indigener Gemeinschaften wie den Waorani. Die Indigene Alicia Cahuiya ist eine von ihnen und die erste Präsidentin der dortigen Frauenvereinigung. Alicia Cahuiya kennt die Folgen der Erdölförderung zur Genüge aus den Gebieten mit bereits bestehender Förderung: Umweltverschmutzung, Krankheiten und der drastischen Rückgang der Tier- und Pflanzenwelt.
Eduardo Pichilingue, Koordinator der Beobachtungsstelle für kollektive Rechte der Organisation CDES (Centro de Derechos Económicos y Sociales) setzt sich seit 14 Jahren für die Indigenen Amazoniens ein. Er ist überzeugt davon, dass die zehn indigenen Völker Amazoniens keinen weiteren Eingriff in ihren Lebensraum aushalten. Unter ihnen befinden sich auch die Tagaeri-Taromenane, bis dato „unkontaktierte“ Indigene. Gemeinsam mit den bereits kontaktierten Indigenen Ecuadors sind sie akut von den Regierungsplänen bedroht. Diese sehen zusätzlich zur Öffnung der Blöcke im Yasuní die Ausweitung der Erdölförderung auf insgesamt 21 Blöcke in Amazonien vor. Dafür lud die Regierung bereits im Oktober 2012 multinationale Konzerne zur 11. Erdölförderrunde nach Ecuador. Fast ganz Amazonien wird auf offiziellen Karten von Förderblöcken überlagert.
Doch es gibt Hoffnung: Die soziale Bewegung der Yasunidos, die aus AkteurInnen der Zivilgesellschaft, NGOs und Menschenrechtsorganisationen sowie indigenen UnterstützerInnen besteht, setzte sich zum Ziel, eine Volksabstimmung über den Verbleib des Erdöls im Yasuní abzuhalten. 600.000 Unterschriften sind laut ecuadorianischem Gesetz nötig, um eine Volksabstimmung zu einem Thema von allgemeinem Interesse abhalten zu können. Die Yasunidos sah man zuletzt in jeder erdenklichen Region des Andenstaates: Auf Plätzen in den großen Städten, im Amazonastiefland und sogar am Strand sammelten sie unermüdlich Unterschriften. Mit Erfolg: So konnten am 12. April schließlich eine beeindruckende Anzahl von 756.291 Unterschriften der Regierung Ecuadors übergeben werden.
Alicia Cahuiya und Eduardo Pichilingue besuchen im Mai 2014 Österreich und Deutschland, um über die akuten Bedrohungen Amazoniens in Diskussionsveranstaltungen zu berichten. Gleichzeitig wird die Fotoausstellung „Amazonien: Was soll uns bleiben? Kontraste in grün-schwarz“ eröffnet. Die Ausstellung stellt die einzigartige Schönheit der noch intakten Regenwälder und ihrer Bewohner den verheerenden Auswirkungen der in manchen Gebieten Amazoniens mehr als 40 Jahre andauernden Gier nach dem schwarzen „Gold“ gegenüber.
Petition für die Rechte der Yasunidos
Alicia Cahuilla gehört zur indigenen Gemeinschaft der Waorani und lebt in Yasuni. Sie war die Präsidentin einer Frauenrechtsgruppe (AMWAE) und ist aktuell die Vizepräsendentin der politischen Organisation von Waorani (NAWE).
Eduardo Pichilingue ist Menschenrechtsexperte. Seit ca. 14 Jahren aktiv im Yasuni-Biosphärenreservat und zum Schutz der freiwillig isoliert lebenden Indigenen. Arbeitet am Centro de Derechos Econimicas y Sociedos (CDES).
Christina Korak ist Translationswissenschafterin und hat in Ecuador bei den Waorani gelebt und geforscht zum Thema «Dolmetschen und Übersetzen bei den Waorani»; Sie hat auch die Veranstaltungsreihe organisiert, die in Österreich und Deutschland Bewusstsein schaffen sollte, für Zerstörung und mögliche Rettung des vielfältigsten Lebensraumes dieser Welt.
Ein Projekt von Gesellschaft für bedrohte Völker, dem Afro-Asiatischen-Institut Graz, Südwind Steiermark, Institut für Translationswissenschaft an der Universität Graz
Spanisch-deutsche Übersetzungen von Regina Rogl und Christina Korak.
Moderation und Gestaltung der Sendung: Walther Moser.
Singen der Waorani Lieder: Alicia Cahuilla.
Atmos von den Regenwäldern Ecuadors und Amazoniens habe ich bezogen von http://freesound.org/
Infos zur Yasuni-ITT Initiative